Dienstag, 30. August 2011

In einem Land vor unserer Zeit


Genug geplanscht! Nachdem wir von den Liard Hot Springs wieder aufgetaucht sind, tauchen wir nun in die ewig flache Prärielandschaft von Alberta ein. Vorher geht’s aber noch an einer Büffelherde, Elchen und ein paar Bergen vorbei. Hier, wo das Land wieder flach wird, beginnt plötzlich wieder die Landwirtschaft eine Rolle zu spielen, und bietet für uns ein Bild von Kultiviertheit, dass wir schon lange nicht mehr gesehen haben und uns fast fremd erscheint. Wo sollen wir jetzt schlafen, so ganz ohne Wildnis? Campingplatz? Naja – das wollen wir so lang wie möglich vermeiden.
Angekommen in Fort Nelson: ein paar Einkäufe machen, Mails ckecken, mit Opa skypen, Spielplatz mit den Kindern, Wäsche waschen und dann auch gleich wieder weg. Viel Schönes hat diese Stadt nämlich nicht zu bieten. Also fort aus Fort Nelson nach Fort St. John. Dazwischen liegt nämlich wie schon erwähnt „nur Farmland“. Unser erster Weg – wie fast  immer in einer Stadt – führt uns zur Touristen Information. Die bringen uns dann gleich mal von unserer nicht geplanten Route ab. Sie empfehlen uns, einen Abstecher nach Tumbler Ridge zu machen, um dort auf den Spuren der Dinosaurier zu wandern. Zuerst gibt’s aber wieder volles Programm. Im Moment steht der Camperverkauf im Vordergrund, Mails checken, Inserate auf Online Plattformen schalten usw. 
Peace River
Bei unserem Schlafplatzerl am Peace River kommen wir dann mit einem Straßenarbeiter ins Gespräch, der uns über Pläne informiert, diesen Fluss zu Stauen und damit den gesamten Canyon zu fluten. Traurig erzählt er von den Tieren, die er hier immer beobachtet und etwas verärgert darüber, dass der daraus produzierte Strom ja eh nur in die USA gehen soll. Seine Worte: „Hier im Norden, wo das Land nur sehr dünn besiedelt ist können sie´s ja machen – im Süden würden sie solch ein Projekt umwelttechnisch nie durchbringen“. Den Nord – Süd Konflikt gibt’s offensichtlich fast überall. In dieser Gegend wurden schon mehrere Dämme gebaut. Dabei wurden auch Relikte von Dinosauriern geflutet – macht nix, Touristen können jetzt die Staudämme mit geführten Touren besichtigen und bewundern. 
Regenbogenforellen in der Falle
Was gibt’s also hier noch außer Staudämme? Kohle – jede Menge Kohle. Und diese Minen sind auch der Grund, warum man die Straßen gebaut hat, warum vor erst 30 Jahren die Stadt Tumbler Ridge errichtet wurde und somit auch die Dinosaurierspuren entdeckt wurden.
Den Moose Lake sollten wir jedoch besser in Regenbogenforellen See oder in Party See umbenennen. Was hat jetzt aber dieser See mit der Kohle zu tun? Hier verbringen manche MinenarbeiterInnen ihre Freizeit mit Fischen und Party machen. Prompt schnorren wir dann auch noch 3 Regenbogenforellen ab, die keine 2 Stunden später über dem Feuer brutzeln. Neben uns wird generationenübergreifend gefeiert, getrunken, getanzt und wahrscheinlich auch geraucht. Während sich die eine Generation aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters kaum noch auf den Beinen hält, hat es bei der Jugend wohl andere Gründe. Schnell wird noch einmal der Generator angeworfen, um die Batterien für die Nacht zu laden – schließlich gehört zu einer Party ja auch laute Musik. Irgendwann um 11 oder so haben dann aber auch die Letzten den Ausnüchterungswohnwagen aufgesucht.
Dinosaurierspuren
Dinosaurierspuren
Ein ausgedehnter Spaziergang gleich am „Dorf“-rand von Tumbler Ridge führt uns jetzt aber zu den gut erhaltenen Dinosaurierspuren an einem Bachbett. Ja – schon – sicher – gaaaanz klar – das sind Dinosaurierspuren. Ganz ehrlich – hätten wir es nicht gewusst, wir wären nicht einmal darüber gestolpert. Wenn man aber anfängt genau hin zu schauen, entdeckt man immer mehr. Natürlich bleibt da auch ein wenig Interpretationsspielraum. Wären wir nicht solche Panaußen – es gäbe hier noch viel zu erforschen. Wir bevorzugen aber immer noch Gestein wo wir nach Rissen, Leisten und nach guten Henkeln suchen. 
Bergaffen - Boulder Garden
Quasi gleich ums Eck liegt hier der Boulder Garden. Aufgrund des fast angrenzenden Kohlebergwerks geht die Straße den ganzen Berg rauf und vom Parkplatz aus sind es nur ein paar Schritte und man ist mitten in einem Trümmerfeld. Wunderschöne Trümmer, Felsblöcke besser gesagt, die alle darauf warten, dass Menschen wie wir versuchen, sich stöhnend mit allen vieren an ihnen empor zu arbeiten. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Die ganze Nacht hat es gestürmt und geregnet, dass wir teilweise daran gezweifelt haben, dass unser Camper auf allen Vieren stehen bleibt. Naja was soll ich sagen – es war halt alles patschnass.
Beim nächsten e-mail-check haben wir tatsächlich eine erste ernsthafte Interessentin für unseren Camper – klingt alles ganz toll und wir sind super aufgeregt. Plötzlich drehen sich alle Gedanken im Kreis. Was tun wenn wir jetzt den Camper verkaufen? Einen anderen mieten? Anders weiter reisen? Wo mieten? Usw. Nach einigen Mails und Telefonaten wird es aber doch nicht mehr als eine Absage und wir sind fast ein bisschen traurig. Es wäre schon fein, wenn wir nicht in der letzten Woche in Calgary den Stress haben, den Camper verkaufen zu müssen. Auf der anderen Seite können wir unser gewohntes Zuhause weiter nutzen. Auf jeden Fall müssen wir aufpassen, dass das Thema Camperverkauf in unseren Köpfen nicht soviel Platz einnimmt und wir dabei vergessen, die Augen aufzumachen und unsere verbleibenden 3 Wochen in Kanada zu genießen.
Athabascan Lookout
Kelleys bathtub
Attention – Cougar in Area! Diese Tafel finden wir bei unserem nächsten Schlafplatzerl. Hm? Was tun mit dieser Information? An Bären haben wir uns ja langsam gewöhnt und gehen mit dem Thema auch ganz entspannt um. Auch die Ratgeber zum Thema Bärenbegegnungen und das nötige Verhalten dabei haben wir studiert, aber zum Cougar haben wir noch nicht viele Broschüren gefunden. Für alle die es noch nicht wissen. Ein Cougar ist ein Berglöwe, Puma oder wird auch Panther genannt. Es ist schon beruhigend zu wissen, dass es ein sehr scheues Tier ist und man einen Cougar äußerst selten zu Gesicht bekommt. Naja – sie sind ja auch Schleichtiere und töten durch einen Biss in den Nacken der das Rückgrat bricht. Das ist wiederum nicht so beruhigend. Mit Tharis und Leela, die ja das  Krachmachen zur Perfektion betreiben, machen wir uns aber keine großen Sorgen. Die vertreiben alles Getier – außer Moskitos;-) Die werden von Väterchen Frost „verscheucht“. Das ist so „part of the game“. 
Baden am Jarvis Lake
Letzte Nacht hatten wir 0 Grad – also unsere Hoffnungen steigen. Dennoch gab es heute einmal die Gelegenheit, bei wolkenlosem Himmel und Windstille im See baden zu gehen. In 2 Tagen ist ein Wetterumschwung vorher gesagt. Es kann bis in tiefe Lagen Schnee fallen – juchuuu – endlich keine Moskitos mehr.

3 Kommentare:

  1. Hallo ihr 4!

    Hab grad wieder mal bei euch gestoebert und mich sehr gefreut ueber Bericht. Hmmmm Forellen! Mario war letzte Woche beim Fischen - aber leider keine Ausbeute. Dafuer hat Will herrlichen Salmon fuer Barbecue am Wochenende mitgebracht. Die Dinosaurier Gegend haben wir selbst noch nicht gesehen - war ich aber immer schon gespannt drauf. Drueck fest die Daumen, dass der Camperverkauf klappt und wuensch euch weiterhin ganz viel Spass! Hab Fozia gestern getroffen, die sich gleich ganz ausgiebig nach euch erkundigt hat. Soll euch alle ganz lieb Gruessen! Von uns natuerlich auch viele liebe Gruesse und weiterhin viel Spass! Petra

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  2. Date: september, 6fs
    Time: 11:00pm ongoing

    „Wo sollen wir jetzt schlafen, so ganz ohne Wildnis?“  Jeder weitere Kommentar überflüssig!

    Tja, das mit den Saurierspuren klingt auch besser, als es dann aussieht, aber is ja egal, denn eure beiden Covergirls sind sowieso der permanente Hingucker. Vor allem das Boulderfoto ist ja einfach genial! Bin schon neugierig, wie das mit dem Camper ausgeht und welche paar Flecken von Kanada ihr noch mit dem übersättigten Blick des Dauerreisenden nicht mehr angemessen werdet würdigen können.

    Dann wünschen wir uns mal alle ganz laut: „TOD DEN MOSKITOS!“ und dann gehen wir schnell schlafen.

    What I did in the same period: Dies und Das. Kein Highlight in prägender Erinnerung.

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    1. What I did in the same period; V 2.0: Weit gefehlt! 2 tolle Canyoningtouren zu viert im Salzkammergut. Mit dabei Anna, Berndi und seine neue Flamme, die für jede sportliche Schandtat zu haben zu sein scheint.

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