Samstag, 24. Dezember 2011

Weihnachten verkehrt?


Vanillekipferl machen
.. ja, so fühlt sich's an, hier in Australien, die stehen hier nicht nur auf dem Kopf sondern machens gleich mit Weihnachten auch so. Aber deshalb sind wir ja ausgezogen, auf Weltreise, um fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen. Aber: die könnten es doch wenigstens a bissl so mochn wie daham – mit Glühwein, Schnee,…. Aber jetzt Scherz bei Seite. Wir erleben hier in Australien - vor allem aufgrund der Jahreszeit, d.h. 38 Grad, blauer Himmel, Sonnenschein und Tageslicht bis 9 Uhr abends - ein wirklich anderes Weihnachten. 
Die Hex vom Häuschen
Wir versuchen mit Vanillekipferln backen, Lebkuchenhaus bauen, das Lied „Weihnachten „ von Georg Danzer darf natürlich auch nicht fehlen, ein wenig gewohnte Weihnachtsstimmung und Weihnachtszauber für die  Kinder zu schaffen. Doch wie erklärst du deinen Kindern, ohne dich völlig in ein Geflecht der Lügen zu verstricken, warum das Christkind in Australien überall Helfer in Form von Weihnachtsmännern hat, die in allen Geschäften rumlungern und eigentlich nichts besonderes zu tun haben, warum gerade diese Weihnachtsmänner ja eigentlich Nikoläuse sind - weil sie eben so aussehen - und warum, wenn es also die Nikoläuse sind, die hier noch rumlungern, wo doch Nikolaustag schon vorbei ist, sie nun doch wieder da sind – und auch noch so viele!
Zauberei?

Und dann gelingt es uns doch noch – am 23. am Abend werden noch wie verrückt Packerln hergerichtet, die letzten Keks gebacken und dieses Gefühl, alles noch fertig zu bekommen ist dann doch wahrscheinlich auf der ganzen Welt das Gleiche. Tharis und Leela sind ganz aufgeregt und überzeugt davon – morgen kommt das Christkind. Juchu - Kurve gekratzt;-)
Am 24. am Vormittag geht es nun weiter. Es ist eigentlich alles erledigt und so haben wir genügend Zeit um mit den Kindern noch Weihnachtslieder zu üben. Doch irgendwie wollen die lieber miteinander spielen.  Ganz plötzlich finden wir uns alle in der Küche wieder und tanzen zu „winterwonderland“ – jetzt sind wir bereit fürs Christkind. Wir sind bei Kathies Eltern zum Essen eingeladen und da gibt es auch anschließend die Bescherung. Stille Nacht singen wir mal eben zweisprachig, begleitet von einem leichten Rauschen der Klimaanlage, welche verhindert dass die Kerzen und Schokolade davon rinnen. 
Geschenke;-)
Weihnachtstisch
Soooo viele Packerln – Tharis und Leela freuen sich am meisten über die neuen Bücher und wollen eines nach dem anderen vorgelesen bekommen, während sie sich einen Lebkuchen nach dem anderen in den Mund stecken. Und dann ist noch dieses große gelbe Paket aus Österreich, wo wir uns schon gewundert haben warum das so schwer ist. Weihnachtskekse – 4 Sorten – natürlich hausgemacht – mmmmmh. Das diese es durch den Zoll geschafft haben……wahrscheinlich haben auch die BeamtInnen ein bisschen gefeiert. 


neue Bücher
Weihnachtsrunde
Sodale – jetzt sind auch die Kinder im Bett und schlafen hoffentlich bald und dann werden wir Erwachsenen noch einmal Weihnachten feiern. Auf der Couch sitzen, eine Flasche Wein trinken, noch ein Weihnachtslied und dann vielleicht noch einen Film anschauen.
Gerade eben haben wir noch mit Uropa – Willi geskyped. Sein einziger Wunsch, den er immer wieder wiederholt ist: „kumts ham!“. Lieber Willi Opa – wir freuen uns schon sehr auf eine gemeinsame Osterjausn.
Für die eifrigen LeserInnen – ja – es fehlt noch ein Blogeintrag über unsere Reise an der Great Ocean Road – Doch Weihnachten geht vor;-)

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Ein verlorener Tag - Down Under


So – wo ist er jetzt – ausgerechnet der Thanksgivingtag? Da fliegen wir an Thanksgiving in der früh in Hawaii weg um am Abend in Australien Truthahn zu jausnen und dann gibt’s nur noch das Restlessen vom Vortag? Also entweder sind die Leute auf der südlichen Hemisphäre  ungeduldiger, Qantas fliegt mit Zeitmaschinen, oder……braucht man eigentlich für das Überqueren der Datumsgrenze ein Visum? Ach ja – da war ja noch was.  So selbstverständlich war es für uns nach Australien zu fliegen, dass wir sogar darauf vergessen hatten das Visum zu beantragen – das kann wieder mal nur uns passieren, doch das nette Personal von Qantas erledigt auch noch das für uns.
Koalas sind keine Bären
Gartenarbeit
Nach einem langen, sehr langen, (zumindest gefühlt) sehr sehr langen Flug nach Adelaide sind wir froh, als uns Stefan am Flughafen erwartet und uns in ein wunderschön vorbereitetes Home far away in Royal Ave führt. Tharis und Leela müssen leider noch einmal schlafen, bis sie dann wirklich Maike und Björn wieder sehen, den Zeitpunkt auf den wir sie auf dieser Reise schon öfter mal vertrösten mussten. Die ersten Tage bei unseren guten Freunden in Adelaide verbringen wir mit ausgiebig ratschen, Hausmeisterarbeiten auf die ich (Enzo) mich schon richtig gefreut habe und … einfach mal wohnen. Die Kinder freuen sich über ihre australischen Freunde und natürlich: deren Spielzeug! Bei unseren ersten Spaziergängen in Adelaide und sogar am Spielplatz können wir in den Eukalyptusbäumen – die hier irreführender Weise „Gumtrees“ genannt werden -  unsere ersten Koalas erspähen. 
Yeah - Camping
Doch lange halten wir es dann doch nicht aus, sesshaft zu sein und machen uns nach einer Woche auf den Weg in Richtung Outback. Die ersten vier Tage verbringen wir gemeinsam mit Kathi, Stefan, Maike und Björn im Mount Remarcable National Park wo  wir im wahrsten Sinne des Wortes unsere Zelte aufschlagen. Immer wieder lassen sich hier Kanguru´s und Emus blicken sowie Kookaburra´s, die plötzlich vom Baum herabstürzen, um unser Essen vom Tisch zu klauen und danach wieder vergnügt im Baum „lachen“, Ach ja, dann ist da noch dieser Waran der uns in regelmäßigen Abständen besuchen kommt und versucht, unsere Kühlboxen zu öffnen, um an den leckeren Inhalt zu kommen.
Diebischer Waran
Als dann die „Enderlings“ zurück nach Adelaide müssen, geht es für uns weiter Richtung Norden, Richtung Outback in die Flinder´s Ranges. Hier haben wir das erste Mal in Australien das Gefühl wirklich abgeschieden zu sein. Die Landschaft wird immer trockener, Kangurus und Emus immer häufiger (nicht nur als Kadaver am Strassenrand) und die Hitze immer heftiger. 

Flinders Ranges
Die Flinder’s Ranges umfasst ein sehr großer Nationalpark der mehrere sehr einfach ausgestattete Campingplätze bietet. Um einen dieser Plätze für unser Nachtquartier erreichen zu können, ist es notwendig, die unbefestigten Straßen im Schritttempo zu befahren und trockene Bachbette zu durchqueren. Es fühlt sich sehr abenteuerlich an und das Bewusstsein dafür, wie wichtig die 25 Liter Wasser in unserem Kofferraum werden können, steigt. Die Kinder lieben es, auf den „Rumpel-Bumpel-Straßen“ zu fahren und sind wieder mal richtig gute Autofahrerinnen.
Nikolaus im Outback
Es ist Abend, als wir an einem idyllischen Campingplatz ankommen. Die Sonne versetzt noch einmal die Hügel in ein kitschiges rot und die Temperaturen werden wieder angenehmer. Jetzt fühlen wir uns wie richtige ÖsterreicherInnen. In Adelaide jammern wir noch weil wir Pulli und Socken brauchen und jetzt ist es uns wieder zu heiß;-). Da vergisst man ja beinahe, dass morgen Niokolaustag ist. Ob der auch ins Outback kommt? Tharis und Leela können den nächsten Tag kaum erwarten und finden tatsächlich einen Teller mit Nüssen, Orangen und Äpfeln. 

Sonnencremekunst

Flinders Ranges
Für größere Wanderungen ist es um diese Jahreszeit schon zu heiß, also beschließen wir, uns mit dem Auto weiter Richtung Norden fort zu bewegen. Unser Ziel ist es, noch einen Abstecher in die Gammon Ranges zu schaffen. Vorher wollen wir uns aber in der kleinen Ortschaft Blinman noch über den Zustand der Schotterstraße erkundigen und unsere Wasser und Lebensmittelvorräte aufstocken. Blinman ist dann doch kleiner als es auf der Karte ausschaut – ein Grocery Store, ein Sportclub und dann noch 2-3 Häuser. Zumindest bekommen wir dort ein Eis und ein OK für den Straßenzustand. 

Erdkrümmung?
Die nächsten paar Stunden Autofahrt fühlen wir uns wie in eine andere Welt versetzt. Ewige Weite, sodass man das Gefühl bekommt, die Erdkrümmung zu erkennen. Unter ausgetrockneten Büschen versuchen Kangurus ein wenig Schatten zu finden und immer wieder laufen uns Emu´s über den Weg. Hinter uns ziehen wir eine große Staubwolke hinterher und auf der ganzen Strecke begegnen uns nur drei Autos. Was macht diese Abgeschiedenheit, dieses „der Natur ausgeliefert sein“ mit uns? Es fühlt sich in jedem fall gut und aufregend an, zumindest solange man ein funktionierendes Fahrzeug und genügend Trinkwasser im Gepäck hat. 
Allein unterm Gumtree - Gammon´s
Von weitem kann man jetzt schon die Gammon´s erkennen, eine Bergkette, wo wir unseren nächsten Schlafplatz komplett alleine unter einem allein stehenden, riesigem Eukalyptusbaum mit Blick auf den Sonnenuntergang finden. An diesem Tag ist es so heiß, dass es außerhalb des Schattens erst um 19 Uhr erträglich wird. Über Nacht jedoch ändert sich unsere Situation. Haben wir uns bis jetzt Gedanken gemacht, genügend Trinkwasser mit uns zu führen, stellt jetzt das Wasser unsere Bedrohung dar. Es sind dichte Wolken aufgezogen und Regenschauer können im Outback sehr schnell ausgetrocknete Bachbeete in reißende Flüsse verwandeln – so wurden wir vorgewarnt. Da wir uns in einer Gegend befinden, wo die Straßen sich teilweise in diesen Bachbetten befinden, oder wir diese überqueren müssen, machen wir uns lieber auf den Weg. Wir wollen schließlich unser Glück nicht herausfordern. 
Hallo Fremder
Auf dem Rückweg nach Adelaide machen wir noch einmal in den Flinder´s Ranges halt. Dort beginnt es dann endgültig stark zu regnen und der Regen verwandelt die ausgetrocknete Erdoberfläche in ein schlammiges Feld. Offensichtlich ein Paradies für die Tiere. Überall sitzen riesige Gruppen von Kangurus – wie in einem Suchbild – wer findet mehr? Mit diesen Bildern und dem Lied „walzing Mathilda“ trillernd beenden wir unser Outback Abenteuer und freuen uns wieder einmal auf eine warme Dusche bei unseren Freunden in Adelaide.

Sonntag, 18. Dezember 2011

10.000 Click´s später


Zwei Drittel unserer Reise haben wir hinter uns und bereits 10.000 mal haben Leute aus der ganzen Welt „asoisdes“ angeclicked. Sogar das Russlandzugriffsrätsel ist gelöst! Asoisdes ist für uns mehr geworden, als wir ursprünglich gedacht hatten. Es ist unser ständiger Begleiter, unser Supervisor, unsere Erinnerung, unser Kommunikationsmedium und manchmal auch unser soziales und moralisches Gewissen (Denn gesagt ist vieles schneller als unwiderruflich ins Netz gestellt, da werden manche kulturelle Eindrücke schon mehrmals überdacht und umformuliert.) Es ist schön zu wissen, dass wir so viele und treue ReisebegleiterInnen haben. Immer wieder ist dies der Motor, der die Motivation zum Schreiben dieser Berichte aufrecht erhält. Denn gleichzeitig ist dieser Blog auch unser eigenes und einziges Tagebuch, welches wir wohl ohne die vielen Lesenden und „Mitreisenden“ spätestens nach der 2. Woche unserer Reise als unvollendetes Werk zur Seite gelegt hätten. So passiert mit Christine’s Tagebuch in Buchform, das nach vier Einträgen sehr früh als Malbuch für Leela und Tharis endete. Verabschieden werden wir uns auch wieder einmal von einem Teil unseres Reisegepäcks. Dachten wir in Kanada noch, wir hätten gut aussortiert und echt viel nach Hause geschickt, so bemerkten wir in Costa Rica: „asowenigbrauchtma“. Wir richteten bald ein Zwischenlager ein, eine Tasche, die wir in einem Backpackers in San Jose bis zu unserer Abreise hinterlegen. Jetzt, in Australien, werden wir uns von noch mehr unnützem Zeugs in unseren Rucksäcken trennen und ein weiteres Paket nach Hause schicken. Einen großen Beitrag zu dieser Gepäckserleichterung leistet Leela mit ihrem Entschluss, jetzt ein Kindergartenkind zu sein und fortan auf ihre Windeln zu verzichten.
Bei all diesen „Reduktionen“ und der Erkenntnis, wie wenig wir eigentlich brauchen, merken wir gleichzeitig, auf was wir nicht verzichten wollen: ihr werdet es nicht glauben, es ist unser Laptop, der auf dieser Reise eine große Rolle spielt. Er ist unser Kontakt zum zu Hause, das wir ja, wie wir es immer betonen, nicht fluchtartig verlassen haben, weil wir es nicht mehr aushalten konnten, sondern das wir verließen, um eine Gelegenheit für ein großes Abenteuer zu nutzen, als es beruflich und privat ideal schien. Wir haben auf dieser Reise das Glück, ständig auf tolle Menschen zu treffen und Freundschaften zu schließen, die Potential haben, lange anzudauern. Nichtsdestotrotz wollen und wollten wir auch die Verbindung zu Freundinnen und Freunden, Familie und unserem „alten“ Alltag namens Arbeit nicht für ein Jahr lang komplett kappen. Die neuen Medien machen es sehr leicht, diesen Anspruch zu halten.
Neben diesem gewünschten Kontakthalten zum „alten“ Leben zu Hause bietet uns diese Reise natürlich viel Zeit, ungestört von Vereinbarkeitsfragen Familie zu sein, viel und ausgiebig miteinander zu Reden, Lebensansichten neu zu überdenken und zu diskutieren und Zukünftiges zu planen. Immer wieder stellen wir uns die Frage, ob wir glücklich mit unserem Leben sind und was es ist, das ein Leben zu einem glücklichen macht. Hmm, sind wir nun doch bei der Selbstfindung, die wir ja „Zwischen den Zeilen“ noch sehr hinterfragt haben, angelangt? In jedem Fall, diese Reise gibt uns den nötigen Abstand um zu reflektieren, den Blickwinkel zu verändern – im Moment sogar um 180°. Ob und wie es unser weiteres Leben beeinflussen wird, wissen wir noch nicht, da fragt ihr uns dann in fünf bis zehn Jahren – aber seid gewarnt, vielleicht holen wir dann eine Festplatte mit den ??????? Fotos heraus, die wir auf dieser Reise bereits gemacht haben! Ja, der Blickwinkel macht es wohl aus. Im Nachhinein ist man immer gscheiter – das ist zwar nichts Neues, aber es ist trotzdem Spannend, wie sich Sichtweisen verändern, oft aber auch gleich bleiben. So sehen wir zum Beispiel jetzt schon unsere Reise durch Kanada, Alaska, Costa Rica, Hawaii zwar mit den gleichen Augen, jedoch aus einer anderen Perspektive.
Haben wir bisher unser Leben in Kärnten Revue passieren lassen, so haben wir jetzt die Zukunftsbrille auf. Roland hat uns mal gesagt, wir sollen ihm bescheid geben, sobald wir das Gefühl haben wieder am Heimweg zu sein. Roland, es ist soweit! Und der Zeitpunkt scheint gekommen zu sein, seit wir die Datumsgrenze überquert haben. Wir haben nun das Gefühl, die Zeit rennt uns davon (und uns wurde ja tatsächlich ein Tag geraubt!!!), dieser Trip ist bald zu Ende, unser altes neues Leben wartet wieder auf uns. Einiges wird sich verändern, ein paar Dinge werden wir vielleicht anders leben wollen, vieles werden wir mit dem „Nachhineinwissen“ bestätigt genau so weiter führen. Auf einige Dinge werden wir uns neu einstellen müssen, denn mit Sicherheit hat sich auch bei euch einiges getan: Wir freuen uns, dass wir, wenn wir schon nicht die dicken Bäuche live miterleben konnten drei kleine, neue ErdenbürgerInnen kennenlernen werden. Und Mario: ich hoffe die Idee mit dem E-bike war nur eine Provokation und du stehst weiterhin als Mountainbikepartner zur Verfügung (natürlich nicht nur!)
Vorerst geht es für uns weiter, in das letzte Drittel unserer großen Reise, aber wir freuen uns schon, von euch zu erfahren, wer wir geworden sind.