Montag, 30. Mai 2011

von Hippies und Bären


Nach einer weiteren langen Fahrt durch idyllische Landschaft kommen wir in Nelson an. Beim Reinfahren in die Stadt dachten wir noch – hässliche Stadt. Doch um Nelson wirklich beurteilen zu können, muss man wohl aus dem Auto aussteigen und durch die Straßen spazieren. Es ist wohl wahrhaftig die letzte Stadt der Hippies. Die Geschäfte, Kaffeehäuser aber speziell die Leute machen es aus, was diese Stadt ausstrahlt. Ruhe, freundlich lächelnde Gesichter, Zufriedenheit, ein Öko-Shop neben dem anderen…. Wir haben selten eine so friedliche, entspannte und offene Stadt erlebt.
Unser ständiger Begleiter (nicht die Maus) – der Regen – bietet uns leider wenige Möglichkeiten für große Unternehmungen und grandiose Aussichten. Dafür gibt’s nun für die Kiddies Gummistiefel – wir hätten uns eigentlich auch gleich damit ausrüsten sollen;-)




Auf dem Weg nach Osoyoos verwandelt sich der Regen sogar in Schnee – hm; frei nach Opa „wos konnst mochn“. Die wenigen Blicke die wir von der Landschaft erhaschen beeindrucken uns schon, vor allem haben wir die unglaubliche Ausnahmesituation, diese trockenste Region Kanadas im Regen zu sehn;-(  Es erinnert uns ein wenig an die Winnetou Filme – Prärie, Schluchten, Felsen und Bäche – fehlen nur noch Leute mit Federschmuck, aber der hat sich in Schildkäppchen verwandelt.
Das Okanagan Valley  würden wir wohl am ehesten mit Südtirol vergleichen. Obstplantagen säumen das ganze breite Tal – Kirschen, Äpfel, Pfirsiche und alle Arten von Beeren werden in der jeweiligen Saison am Straßenrand zum Kauf angeboten. Aktuell sind noch alle Stände geschlossen.
Irgendwo vor Kewlona verirren wir uns dann in den Bergen. Verirren stimmt eigentlich gar nicht – wir sind sicher das wir auf der richtigen Schotterstraße sind, nur endet die vor einer Kupfermine – das sollte sie eigentlich nicht tun – hm – egal – wir fahren einfach irgendwo in eine Forststrasse und erkunden weiter die Gegend. Innerhalb von ca. 100 m sehen wir nun 1 Bären, 1 Hasen, 1 Hirsch und 100000 Bäume.  Genauer gesagt haben den Bären nur Tharis und ich (Enzo) gesehen. Er ist nämlich relativ schnell gleich in den Wald geflüchtet.
Die nächste Nacht wird relativ kalt. Draußen hat es 0°C und wir danken Rupert für die wunderbare Standheizung – damit wir nicht zu sehr verweichlichen, stellen wir für die Nacht die Heizung auf 10° C ein. Zum Frühstück dürfen es dann schon wieder angenehme 22 sein;-)



Im Moment gibt’s grad wieder Schneeregen; die Kinder sind trotz 2 ausgedehnter Spaziergänge und ohne Mittagsschlaf total gut drauf und haben einen riesen Spaß. Schön langsam würden wir uns mal über ein paar Sonnenstrahlen freuen.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Calgary - Vancouver Island (Teil 1)

Endlich unterwegs mit Rupert (unserem neuen BJ 1996  Ford Motorhome)  heißt unser Ziel Vancouver Island. Dass wir da nicht an einem Tag hinkommen wird klar wenn man sich das auf der Karte anschaut. Von Calgary aus fahren wir über die flache Prärie direkt auf die Rockies zu und nach ca. 1,5 Stunden Fahrt hat man sich dann endlich  soweit „reingezoomt“ dass man die Berge doch tatsächlich erreicht hat. Leider hat uns am nächsten Tag auch das schlechte Wetter erreicht, sodass wir von den Bergen gar nichts mehr zu sehen bekommen. Dennoch haben wir ein paar tolle Stimmungen am noch eisbedeckten Lake Minnewanka (nähe Banff) genossen wo uns auch die ersten Hirsche über den Weg gelaufen sind. Auch der Lake Louise versteckt sein berühmtes Türkis noch unter einer fetten Eisschicht – dafür gab´s eine Schneeballschlacht;-)
Wir können durchwegs auf sehr abgelegenen und oft auch kostenlosen Recreational Sites übernachten und schon ein wenig von der berühmten Abgeschiedenheit und Einsamkeit von Kanada erleben. Damit wir uns als Kleinfamilie nicht allzu alleine fühlen, hat sich gleich in der zweiten Nacht …. eine kleine Maus zu uns gesellt, die wohl eine Mitfahrgelegenheit inklusive Verpflegung und Unterkunft bei uns suchte. Nervtötende Nagegeräusche in der Nacht ließen uns am nächsten Tag auf Mäusejagd gehen. Gleich zum nächsten Hardware-Store und das nötige Rüstzeug besorgt. Es ging dann auch tatsächlich relativ schnell und wir hatten den kleinen Schwarzfahrer gefangen und ins Freie verfrachtet. Allerdings verschaffte uns das nicht die ersehnte Ruhe. Es ging wieder los. Wir hatten entweder zwei Mäuse oder wir haben dieselbe 2 mal gefangen. Jetzt ist jedenfalls Ruhe.
 Unser Weg führt uns weiter über Golden wo wir gleich Bekanntschaft mit einer  Kärtnerin im Supermarkt machen.  Gleich wieder auf die Straße heißt es, um ein paar Kilometer zu machen und irgendwann mal wieder den nächsten Schlafplatz zu finden – leider sind über den Rogers Pass noch alle Parkplätze geschlossen  bzw. mit Schneemassen bedeckt sodass uns nichts anderes überbleibt als den nächsten Campingsplatz (Canyon Hot Springs) aufzusuchen.  Gerade noch mitten im Winter schwirren uns hier die Kolibris wie kleine Ufo´s um die Ohren. Natürlich entdecken die Kinder den Swimmingpool (32 Grad der kalte und 42 Grad der heiße Pool). Auch wenn wir uns unter natürlichen heißen Quellen was anderes vorgestellt haben  als ein Betonbecken, ist es für die Kinder eine willkommene Abwechslung. Die nächsten Tage stand eigentlich Klettern in Revelstoke (eine echt coole Stadt – voll mit sportbegeisterten und alternativen jungen Leuten) am Programm.
Tja – nächstes mal vielleicht, wenn dass Wetter auch mitspielt;-) Statt dessen fahren wir ein Stück Richtung Norden, wo wir am Lake Revelstoke einen sehr schönen Platz direkt am Fluss zum Übernachten finden. Einheimische geben uns den Tipp, einen Abstecher nach Kooteney zu machen und wir landen nun in Nakusp. Wie könnte es auch anders sein – auf speziellen  Plätzen lernt man auch spezielle Menschen kennen und wir verbringen einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer und werden mit Informationen und weiteren Tipps von Weitgereisten überschüttet  (Danke Peter und Isabel).
 Jetzt soll’s wirklich in die Wildnis gehen und wir machen eine Tour zum Trout Lake. Was wir dort erleben durften war einfach nur genial. Regenbogenforellen mit ca. 15 – 25 kg (the world´s biggest) springen hier aus dem glasklaren Bergsee (nicht nur einmal!!) und darüber wartet auch schon der Adler der sich eine für sein Abendessen aussucht. Es gefällt uns so gut, dass wir beschließen die Nacht hier zu verbringen. Bären haben wir keinen gesehen,  dafür ist uns mal ein Kojote über den Weg gelaufen. 
Ganz allgemein betrachtet sind wir von der Landschaft, aber vor allem von der Weite des Landes stark beeindruckt. Riesige Seen mit Wäldern bis ans Ufer und nicht ein Haus weit und breit. Manchmal scheint es fast ein wenig unwirklich. Die Leute die wir bis jetzt auf unserem Weg kennen lernen durften waren durchwegs freundlich, einladend, herzlich und wir hatten das Gefühl dass dies auch immer so gemeint war.
Vancouver Island – du wirst wohl noch ein bisschen auf uns warten müssen; wir haben unsere Route geändert und es liegen noch einige „Zwischenstopps“ vor uns;-}

Sonntag, 22. Mai 2011

Unser Freund Rupert


Wir sind euch noch die Geschichte vom Camperkauf schuldig. Ja, wie so oft hat sich dieser Teil unseres „Plans“ auch ein wenig anders zugetragen, als wir es uns im Vorhinein vorgestellt hatten. Entgegen unseren Erwartungen gestaltete sich der Buskauf selbst eigentlich relativ einfach: Wir nutzten das Verkaufsportal Kijiji um nach geeigneten Campern in oder in nächster Nähe von Calgary zu suchen. Unser Planbudget lag zwischen 8.000 und max. 15.000 Canadischen Dollar und die Voraussetzungen waren vier Schlafplätze und die Möglichkeit, Kindersitze in Fahrtrichtung montieren zu können. Weiters sollte er genug Platz bieten, um auch bei zwei Wochen Regenwetter mit zwei Kleinkindern on Board keinen Lagerkoller zu bekommen. Mit diesen Einschränkungen fanden wir dann ca. 9-10 passende Camper, die wir mit unseren Mietauto anschauen fuhren. Die potentiellen Verkäufer waren durchwegs sehr, sehr freundlich, vertrauenswürdig und vor allem ehrlich. Auf etwaige Mängel wurde gleich hingewiesen. Es war auch eine wunderbare Möglichkeit, kleine Einblicke in das Leben von einigen Kanadiern zu bekommen. Schließlich fanden wir einen Camper der unseren Bedürfnissen entsprach, der Verkäufer war zufälligerweise Deutsch-Kanadier, was die Verhandlungen – in deutscher Sprache – für uns natürlich vereinfachten. Nachdem wir uns für den Bus entschieden hatten machten wir die weiteren Verhandlungen telefonisch, einigten uns auf den Preis und da ja die Kinder zu diesem Zeitpunkt noch krank waren, war unser B&B Host so nett, Enzo zum Verkäufer hinzufahren um den Bus zu holen. Bei seiner Rückkehr zu B&B hatte Enzo dann zwar ein Wohnmobil, allerdings mit einer falschen Nummerntafel und ohne Papiere. Allerdings hatte er zu diesem Zeitpunkt den Camper auch nicht bezahlt, was uns etwas beruhigte. Der Besitzer musste die Papiere erst bei einem Händler holen, wo er das Wohnmobil über den Winter zum Verkauf stehen hatte. Am nächsten Tag bekamen wir seinen Anruf, die Papiere waren im Haus und die „Geldübergabe“ konnte von statten gehen.  So waren wir vier Tage nach unserer Ankunft in Calgary stolze BesitzerInnen eines Wohnmobils mit realtiv luxuriöser Ausstattung: Eine Doppelliege im Alkhofen für die Kinder, eine Doppelliege für uns im unteren Bereich, ein Esstisch, Koch- und Waschgelegenheit, Kühl- und Gefrierschrank und sogar auch ein Klo – das ist allerdings noch gewöhnungsbedürftig und nur im Notfall genützt!!!!!

Was sich dann als sehr schwierig erwies war, das Wohnmobil zu versichern. Nach ca. 30 Telefonanrufen und genauso vielen intensiven Gesprächen und Verhandlungen konnten wir KEINE Versicherung und auch keine/n VersicherungsmaklerIn finden, die uns versichern würde. Und der Grund für alle: Wir haben keinen kanadischen Führerschein. Parallel zu unseren Telefonaten hatten wir zum Glück auch unsere Freundin Sandi, die sich an das Telefon hing. Bei einem chinesischen Maklerbüro, wo wir zuvor auch angerufen hatten und eine Abfuhr bekamen, war sie schließlich erfolgreich. Sie waren bereit uns zu versichern, allerdings gegen Barzahlung und zu einem relativ hohen Satz. Das war uns zu dem Zeitpunkt dann aber auch schon egal und wir fuhren sofort zum Büro. Wir schilderten die Situation, Art des Fahrzeuges und natürlich, dass wir im Besitz zweier internationaler Führerscheine waren und die Antwort war: „Hatten sie nicht angerufen,…. Ich hatte ihnen doch am Telefon gesagt, dass wir keine Versicherungsgesellschaft haben, die SIE versichert: Im Original: „They don’t touch anything like that!“ Na bravo, zu diesem Zeitpunkt lagen unsere Nerven schon ziemlich blank. Wir hatten jetzt diesen super-passenden Bus und konnten damit nicht auf die Straße. „Aber unsere Freundin Sandi hat doch gerade mit Ihnen telefoniert und sie hatten ihr zugesagt, dass sie eine Versicherung für uns hätten!“ Nach langem hin und her, für und wider, war die Maklerin dann doch bereit, noch mal bei einer Versicherung, die eigentlich „fast alles“ versichert, nachzufragen. „Can we, no restrictions?, do you need an inspection form, yes, they hold an International Drivers Licence,…“ Ein paar mal tippen am Taschenrechner und ein paar Einträge im Online-Formular später hatten wir ENDLICH einen Versicherungsvertrag in der Tasche. Nun noch zum Registration Office das Nummernschild holen und …. ENDLICH los geht’s! 
Jetzt konnte nichts mehr schief gehen … oder doch? Am nächsten Tag eine Mail von unserer Freundin Sandi. Sie hatte einen Anruf von der Polizei, es ging um den Camper, den wir gekauft hatten (wir hatten an der Registrierungsstelle die Adresse unserer Freunde in Calgary angegeben). Hmpffff, was war nun los? Die Sache klärte sich glücklicherweise schnell auf. Wir kontaktierten den Verkäufer, der hatte Probleme, die Kaufsumme auf sein Bankkonto einzuzahlen, da er keinen Nachweis dafür hatte, woher das Geld stammte. Er hatte nämlich keine Kopie des Kaufvertrages behalten. Eine weitere Fahrt zum Verkäufer mit einer Kopie des Kaufvertrages später war nun wirklich alles erledigt. Ein weiterer Meilenstein in unserem Weltabenteuer lag hinter uns, wieder um Erfahrungen und ein paar Asoisdes reicher!
Keine Neuen Erfahrungen haben wir bei Ikea gemacht – hier haben wir die gesamte Ausstattung für unseren Rupert (so soll unser Gefährt heißen) eingekauft – jede Abteilung ist Augengleich wie bei uns zuhaus;-) Sogar die Hotdogs schmecken gleich;-O
Jetzt noch schnell Lebensmittel einkaufen und dann kann’s wirklich losgehn – Yippieyayeeeee – we´re on the road – next Stop Banff.

Montag, 16. Mai 2011

1,2,3 go - Vienna - London - Calgary

So, jetzt sind wir schon fast eine Woche unterwegs. Es liegt eine sehr ereignisreiche Zeit hinter uns: Das Haus räumen und alle Sachen verstauen, die nicht mit auf die Weltreise gehen - und das ist alles, bis auf eine große Tasche, einen Tramperrucksack und zwei kleine Tagesrucksäcke (die zwei Kinderrucksäcke unserer Kids nicht mitgerechnet). Möglichst viel Zeit verbringen mit liebem Besuch aus Australien. Ein Aufbruchsfest organisieren, um noch mal alle zu sehen, vor der großen Reise. Am Sonntag den 8. Mai ging's dann los. Noch mal Essen gehen mit der Familie und dann der Aufbruch. 
Vier Stunden später als geplant hüpfen wir abgehetzt ins Auto und machen auch gleich einen Zwischenstop in der Steiermark, bei Opa und Oma, die sollen uns ja auch noch mal sehen. Am nächsten Tag geht's zu Willi und Irmgard nach Wien. Noch mal alle wichtigen Dinge durchgehen, Adressen notieren, Kontakte anlegen ... und am nächsten Tag dann der Abflug von Wien über London nach Calgary. Die 18 Stunden Reisezeit war sehr entspannt. Bei fast allen Bordings und Kontrollen wurden wir in den "fast track" geleitet, der 5stündige Aufenthalt in London war sehr kurzweilig und die Kinder waren einfach EIN TRAUM.
Sie hatten Spaß am Fliegen und an der BA-Kiddis-Bag, warteten geduldig und gespannt wenn's mal etwas langweiliger war und fanden auch immer wieder Zeit zum Schlafen - am Schoß in Terminal 5 in Heathrow oder im Flugzeug nach Calgary. Um 8 Uhr Ortszeit kamen wir in Calgary an.
Unser Freund Arif erwartete uns schon am Ausgang - eine Freude, nicht nur ihn wieder zu sehen sondern auch, ihn dabei zu haben, als wir unser Mietauto abholten, wo plötzlich gar nichts mehr so war, wie wir es über das Internet gebucht hatten. Nach einiger Zeit verhandeln wollten wir dann in unser Mietauto einsteigen  - leider passen die reservierten Kindersitze nicht. Wir müssen noch einmal auf einen Kaffee gehen um zu warten, bis die Agentur passende Sitze organisiert hat. Letztendlich schaffen wir es dann doch noch in unser B&B, wo wir sehr herzlich aufgenommen wurden und dann müde ins Bett fielen.
Gleich am nächsten Tag starten wir die Suche nach einem Camper (Christine ist leider krank und nicht voll einsatzfähig). Wir versuchen soviele Camper wie möglich anzusehen - organisieren Termine um sie anzuschauen, machen Probefahrten und recherchieren für weitere Camper im Internet. Bis auf eine Grillerei bei Arif und Sandi und einen Besuch im Zoo ist das alles, was wir bis jetzt in Kanada unternommen haben. Seit Freitag sind nun auch die Kinder krank (Grippe), dafür ist Christine wieder fit.
Mit unserer Unterkunftswahl haben wir wirklich einen guten Griff gemacht - die Inhaber sind sehr freundlich und unterstützen uns wo es nur geht. Außerdem gibts sehr gutes Frühstück (indonesisch!).
Wir sind nun ganz positiv gestimmt und denken, dass wir den Kauf des Campers und die Anmeldung morgen abschließen können und (sofern die Kinder wieder fit sind) unseren tatsächlichen Trip dann im laufe der Woche starten werden.