Dienstag, 30. August 2011

In einem Land vor unserer Zeit


Genug geplanscht! Nachdem wir von den Liard Hot Springs wieder aufgetaucht sind, tauchen wir nun in die ewig flache Prärielandschaft von Alberta ein. Vorher geht’s aber noch an einer Büffelherde, Elchen und ein paar Bergen vorbei. Hier, wo das Land wieder flach wird, beginnt plötzlich wieder die Landwirtschaft eine Rolle zu spielen, und bietet für uns ein Bild von Kultiviertheit, dass wir schon lange nicht mehr gesehen haben und uns fast fremd erscheint. Wo sollen wir jetzt schlafen, so ganz ohne Wildnis? Campingplatz? Naja – das wollen wir so lang wie möglich vermeiden.
Angekommen in Fort Nelson: ein paar Einkäufe machen, Mails ckecken, mit Opa skypen, Spielplatz mit den Kindern, Wäsche waschen und dann auch gleich wieder weg. Viel Schönes hat diese Stadt nämlich nicht zu bieten. Also fort aus Fort Nelson nach Fort St. John. Dazwischen liegt nämlich wie schon erwähnt „nur Farmland“. Unser erster Weg – wie fast  immer in einer Stadt – führt uns zur Touristen Information. Die bringen uns dann gleich mal von unserer nicht geplanten Route ab. Sie empfehlen uns, einen Abstecher nach Tumbler Ridge zu machen, um dort auf den Spuren der Dinosaurier zu wandern. Zuerst gibt’s aber wieder volles Programm. Im Moment steht der Camperverkauf im Vordergrund, Mails checken, Inserate auf Online Plattformen schalten usw. 
Peace River
Bei unserem Schlafplatzerl am Peace River kommen wir dann mit einem Straßenarbeiter ins Gespräch, der uns über Pläne informiert, diesen Fluss zu Stauen und damit den gesamten Canyon zu fluten. Traurig erzählt er von den Tieren, die er hier immer beobachtet und etwas verärgert darüber, dass der daraus produzierte Strom ja eh nur in die USA gehen soll. Seine Worte: „Hier im Norden, wo das Land nur sehr dünn besiedelt ist können sie´s ja machen – im Süden würden sie solch ein Projekt umwelttechnisch nie durchbringen“. Den Nord – Süd Konflikt gibt’s offensichtlich fast überall. In dieser Gegend wurden schon mehrere Dämme gebaut. Dabei wurden auch Relikte von Dinosauriern geflutet – macht nix, Touristen können jetzt die Staudämme mit geführten Touren besichtigen und bewundern. 
Regenbogenforellen in der Falle
Was gibt’s also hier noch außer Staudämme? Kohle – jede Menge Kohle. Und diese Minen sind auch der Grund, warum man die Straßen gebaut hat, warum vor erst 30 Jahren die Stadt Tumbler Ridge errichtet wurde und somit auch die Dinosaurierspuren entdeckt wurden.
Den Moose Lake sollten wir jedoch besser in Regenbogenforellen See oder in Party See umbenennen. Was hat jetzt aber dieser See mit der Kohle zu tun? Hier verbringen manche MinenarbeiterInnen ihre Freizeit mit Fischen und Party machen. Prompt schnorren wir dann auch noch 3 Regenbogenforellen ab, die keine 2 Stunden später über dem Feuer brutzeln. Neben uns wird generationenübergreifend gefeiert, getrunken, getanzt und wahrscheinlich auch geraucht. Während sich die eine Generation aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters kaum noch auf den Beinen hält, hat es bei der Jugend wohl andere Gründe. Schnell wird noch einmal der Generator angeworfen, um die Batterien für die Nacht zu laden – schließlich gehört zu einer Party ja auch laute Musik. Irgendwann um 11 oder so haben dann aber auch die Letzten den Ausnüchterungswohnwagen aufgesucht.
Dinosaurierspuren
Dinosaurierspuren
Ein ausgedehnter Spaziergang gleich am „Dorf“-rand von Tumbler Ridge führt uns jetzt aber zu den gut erhaltenen Dinosaurierspuren an einem Bachbett. Ja – schon – sicher – gaaaanz klar – das sind Dinosaurierspuren. Ganz ehrlich – hätten wir es nicht gewusst, wir wären nicht einmal darüber gestolpert. Wenn man aber anfängt genau hin zu schauen, entdeckt man immer mehr. Natürlich bleibt da auch ein wenig Interpretationsspielraum. Wären wir nicht solche Panaußen – es gäbe hier noch viel zu erforschen. Wir bevorzugen aber immer noch Gestein wo wir nach Rissen, Leisten und nach guten Henkeln suchen. 
Bergaffen - Boulder Garden
Quasi gleich ums Eck liegt hier der Boulder Garden. Aufgrund des fast angrenzenden Kohlebergwerks geht die Straße den ganzen Berg rauf und vom Parkplatz aus sind es nur ein paar Schritte und man ist mitten in einem Trümmerfeld. Wunderschöne Trümmer, Felsblöcke besser gesagt, die alle darauf warten, dass Menschen wie wir versuchen, sich stöhnend mit allen vieren an ihnen empor zu arbeiten. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Die ganze Nacht hat es gestürmt und geregnet, dass wir teilweise daran gezweifelt haben, dass unser Camper auf allen Vieren stehen bleibt. Naja was soll ich sagen – es war halt alles patschnass.
Beim nächsten e-mail-check haben wir tatsächlich eine erste ernsthafte Interessentin für unseren Camper – klingt alles ganz toll und wir sind super aufgeregt. Plötzlich drehen sich alle Gedanken im Kreis. Was tun wenn wir jetzt den Camper verkaufen? Einen anderen mieten? Anders weiter reisen? Wo mieten? Usw. Nach einigen Mails und Telefonaten wird es aber doch nicht mehr als eine Absage und wir sind fast ein bisschen traurig. Es wäre schon fein, wenn wir nicht in der letzten Woche in Calgary den Stress haben, den Camper verkaufen zu müssen. Auf der anderen Seite können wir unser gewohntes Zuhause weiter nutzen. Auf jeden Fall müssen wir aufpassen, dass das Thema Camperverkauf in unseren Köpfen nicht soviel Platz einnimmt und wir dabei vergessen, die Augen aufzumachen und unsere verbleibenden 3 Wochen in Kanada zu genießen.
Athabascan Lookout
Kelleys bathtub
Attention – Cougar in Area! Diese Tafel finden wir bei unserem nächsten Schlafplatzerl. Hm? Was tun mit dieser Information? An Bären haben wir uns ja langsam gewöhnt und gehen mit dem Thema auch ganz entspannt um. Auch die Ratgeber zum Thema Bärenbegegnungen und das nötige Verhalten dabei haben wir studiert, aber zum Cougar haben wir noch nicht viele Broschüren gefunden. Für alle die es noch nicht wissen. Ein Cougar ist ein Berglöwe, Puma oder wird auch Panther genannt. Es ist schon beruhigend zu wissen, dass es ein sehr scheues Tier ist und man einen Cougar äußerst selten zu Gesicht bekommt. Naja – sie sind ja auch Schleichtiere und töten durch einen Biss in den Nacken der das Rückgrat bricht. Das ist wiederum nicht so beruhigend. Mit Tharis und Leela, die ja das  Krachmachen zur Perfektion betreiben, machen wir uns aber keine großen Sorgen. Die vertreiben alles Getier – außer Moskitos;-) Die werden von Väterchen Frost „verscheucht“. Das ist so „part of the game“. 
Baden am Jarvis Lake
Letzte Nacht hatten wir 0 Grad – also unsere Hoffnungen steigen. Dennoch gab es heute einmal die Gelegenheit, bei wolkenlosem Himmel und Windstille im See baden zu gehen. In 2 Tagen ist ein Wetterumschwung vorher gesagt. Es kann bis in tiefe Lagen Schnee fallen – juchuuu – endlich keine Moskitos mehr.

Mittwoch, 24. August 2011

100 Tage unterwegs


100 Tage zu viert unterwegs zu sein heißt für uns, dass wir bald ein Drittel unserer Reisezeit hinter uns haben. Es ist ein guter Anlass und vor allem eine schöne gerade Zahl, die wir Menschen immer gerne zum Anlass nehmen, Bilanz zu ziehen.  Das kann man wohl auf die unterschiedlichsten Arten machen. 100 Tage Reisen heißt in unserem Fall 12.260 km mit dem Camper gefahren zu sein der dabei 3.063 Liter Benzin verbraucht und unserer Reisekasse 2.918 Euro gekostet hat. Das entspricht wiederum rund 34% unserer Gesamtausgaben (ohne Flug und Camperkauf) seit Reisebeginn. Da schlucken wir 4 Erlachs wesentlich weniger – 20,37 Euro geben wir täglich an Lebensmittel aus und für Übernachtungen liegen wir aktuell bei 6,86 Euro pro Tag (wobei wir nur für 20 Nächte eine Campinggebühr gezahlt haben und die ersten 7 Tage Bed and Breakfast in Calgary 2/3 der gesamten Übernachtungskosten ausmacht). Vgl. Erlach: Worldtrip.xls. 2011.  Diese Art von Bilanz könnten wir wohl noch weiter führen, möchten wir euch aber VORERST ersparen.
Selten kommt es vor, dass wir mehr als eine Nacht auf einem Platz bleiben. Das bedeutet jeden Tag mind. ein neuer Ort, ständiges Aufmachen und Weiterziehen, unglaubliche Massen an neuen Eindrücken. Mittlerweile haben wir begonnen unsere Bilder zu beschriften, weil unser interner Speicher im Großhirn diese Menge an Informationen schon anfängt durcheinander zu würfeln. Ist aber sowieso ganz gut das jetzt zu machen. Einerseits haben wir die Zeit dazu, und wenn wir in einigen Jahren die Fotos wieder anschauen gibt’s keine Streitereien darüber, wessen Erinnerungen schärfer sind. Fotos sind das Eine – unsere Wahrnehmungen wieder was Anderes. So viele wunderschöne Plätze haben wir gesehen, dass die „nur“ schönen Plätze jetzt immer weniger Beachtung bekommen und fast inflationär werden. Tatsächlich sind wir vor 2 Tagen an einem Schwarzbären vorbeigefahren ohne anzuhalten – das würde ein 3-4 Wochen Tourist doch nie machen oder?
Jetzt, wo wir wieder weiter im Süden, doch aber noch im Norden sind, haben wir auch wieder öfter die Gelegenheit uns im Internet über Neuigkeiten von Zuhause zu informieren. Schließlich denken wir schon auch immer wieder an unsere Freunde, Familie und ihr werdet es nicht glauben, auch an die Arbeit und fragen uns was die so erleben – um etwas zu erleben muss man nämlich nicht immer verreisen ;-) Es freut uns auch sehr, im Blog die Kommentare zu lesen und nicht nur die Zugriffsstatistiken zu verfolgen. Obwohl es schon interessant ist, auch Zugriffe aus China, Mongolei, Ukraine usw. zu haben. Wer ist das nur?
Und da ist ja noch unser Haus mit Garten. Meine Schwester Sabine mit Magdalena und Sebastian haben diese Pastion voll unter Kontrolle und haben beim Housesitting wohl selbst Lust auf diesen Lebensstil bekommen. Auf die Frage, ob wir nicht ab und zu mal Heimweh haben, können wir nicht mit einem klaren nein antworten. Wobei wir sehr viel darüber nachgedacht haben, woran das liegt. Wir gehören wohl zu dieser Spezies Mensch die gerne Arbeiten, beschäftigt sind, Missionen erfüllen wollen. Das ist es, was uns im Moment schon etwas abgeht. Viel Zeit verbringen wir im und rund um unseren Camper. In der Tundra haben uns Moskitoschwärme von größeren Unternehmungen abgehalten, aktuell ist es wieder die extrem dichte Vegetation. Jetzt freuen wir uns fast schon wieder auf eine etwas touristischere Gegend (wow – das aus unserem Mund) wo es wieder Wanderwege gibt, und wir freuen uns auch auf einen neuen Reisestil, den wir bereits in 4 Wochen in Costa Rica erfahren werden. Hoffentlich können wir noch unseren Camper gut verkaufen. Danach sind wir wieder auf öffentliche Verkehrsmittel und Budget-Unterkünfte angewiesen.
100 Tage Reisen heißt für uns auch 100 Tage auf engstem Raum zusammen zu leben. Es gibt wenige Tabus, kein „jetzt wollen wir mal was nur zu zweit unternehmen“, keine Großeltern, Onkel und Tanten, Freunde, die als Babysitter, Sportpartner, oder einfach nur für gesellschaftliche Zusammenkünfte zur Verfügung stehen. Es kam auch schon die Frage, wie wir das machen, wenn wir streiten. Ja Marita, das mit dem vor die Tür gehen und dann von Moskitos aufgefressen zu werden und gebeugt auf Knien rutschend wieder zurück zu kehren klingt zwar lustig, war bis jetzt aber noch nicht der Fall. 2 mal Streiten in 100 Tagen ist kein schlechter Schnitt. Wenn ich (Enzo) dann emotionsgeladen den Camper verlasse, habe ich meistens ein Tempo drauf, dem selbst die Moskitos nicht folgen können;-)  Mit den Kindern ist das was anderes, die können wir nicht einfach so rausschicken und von den Bären auffressen lassen. Da heißt´s dann Selbstdisziplin und hoffen, dass einer der Elternteile die Kontrolle behält. Hat bis jetzt ganz gut geklappt.
Geht’s den Kindern gut? Diese Frage wurde schon des Öfteren in den Raum gestellt. Tharis ist jetzt ja schon 3,5 Jahre alt und während den Autofahrten starrt sie immer aus dem Fenster und scheint die Landschaft samt Tieren förmlich aufzusaugen. Nicht einmal haben wir es geschafft an einem Spielplatz vorbei zu fahren, ohne dass die Kinder diesen bemerkt hätten. Immer wieder gönnen wir ihnen auch dieses Vergnügen und ich (Enzo) muss zugeben, dass ich mich dann selbst mal gerne auf die Klettergerüste hänge. Leela, die jetzt ja laut eigenen Angaben schon größer ist, also 2,5 Jahre, fängt nun an ihre eigenen Ideen zu verfolgen. Die letzten Monate wollte sie nämlich immer das gleiche wie Tharis – das ändert sich jetzt und bietet natürlich auch wieder ein bisschen Zündstoff zwischen den beiden.
Anpassungsfähig sind die 2 wie nur was. Als die Sonne nie unterging waren sie teilweise bis Mitternacht auf und wollten auch nicht schlafen. Jetzt, wo es um 9 schon wieder finster ist, hat sich wieder ein neuer Rhythmus eingependelt. Sie haben sich auch an das Vagabundenleben gewöhnt. Gegen Abend fragen sie schon wo wir heute schlafen werden. Wenn wir am Abend fahren und sie einschlafen ist die erste Frage in der Früh wo wir den heute sind. Sie mischen sich auch schon in die Schlafplatzbewertungen mit ein. Gefällt – Gefällt nicht – nein weiterfahren.
Immer wieder sind wir an Plätzen wo es auch viele andere Kinder gibt. Diese werden dann zwar recht gerne beobachtet, aber zu einem gemeinsamen Spielen kommt es nur selten. Tharis und Leela sind schon so zusammengewachsen. Ständig werden neue Rollenspiele erfunden. Anfangs waren es noch die Pferde von der Tante Elisabeth, dann der Hund Nero von guten Freunden, Babyspielen (meistens geht’s um Björni) ist sowieso ein Dauerrenner und jetzt spielen sie auch gerne Cleo (unsere Nachbarskatze).  Dank der neuen Medien haben wir auch immer wieder die Möglichkeit mit Großeltern, Tanten und Onkel zu skypen – ohne Video ist es jedoch für die Kinder fast inakzeptabel. Sobald wir im Internet sind kommt die Frage: Ist wer online? Diese Art der Kommunikation ist für die beiden schon so normal geworden wie zu unserer Zeit die Joghurtbechertelefone.
Es ist schon ein großes Geschenk die Möglichkeit zu bekommen, ein Jahr zu Reisen und dabei noch die Entwicklung der Kinder so hautnah mit zu bekommen. Doch wie so vieles, werden wir auch das später noch viel mehr Schätzen.

Donnerstag, 18. August 2011

Tatonka


Wandersleut
Miles Canyon
Von der Strecke die vor uns liegt, haben wir überhaupt keine Vorstellungen und auch keine Erwartungen. Ein kleines Büchlein aus der Tourismusinformation, das alle Attraktionen entlang der Highways beschreibt, ist unser treuer Begleiter und so machen wir schon nach wenigen Kilometern beim beeindruckenden Miles Canyon halt. Ein kleiner Spaziergang über die Hängebrücke, Ausschau halten nach Lachsen (leider keine gesehn) und dann geht’s weiter zum nächsten Stopp: Wolf Creek. Hier dürfen die Kinder wieder ihre Kondition bei einem 3 km Rundwanderweg beweisen, bevor der Rest der Energie am Spielplatz liegen bleibt.
Watson Lake - Signpost forest
Bei dem Tempo, mit dem wir im Moment unterwegs sind, werden wir wohl auch den Winter in Kanada verbringen. Doch irgendwann geht’s dann wieder schneller und wir stehen plötzlich im Wald – im Schilderwald. Dazu ein kleiner Hinweis an die Gemeinden Kitzbühel, Wr. Neustadt und viele mehr: Sollte euch eine Ortstafel fehlen – sucht sie am besten in Watson Lake unter rd. 60.000 anderen Ortstafeln, Wegweisern, Nummernschildern oder ähnlichen. Noch ein Hinweis dazu: lasst euch doch manchmal von eurem Weg abbringen, es lohnt sich!
A propos Weg. Einfach irgendein kleines „Wegerl“ vom Highway weg aus zu probieren zahlt sich oft aus. So kommen wir zu einem super schönen See wo wir auch gleich über Nacht bleiben. Jetzt sind wir ja wieder in einer Gegend wo es mehr und höhere Bäume gibt und somit auch wieder potentielle Quellen für Feuerholz. Schwupdiwup und schon brennt das Lagerfeuer und es gibt wieder mal Hot Dogs zum Abendessen. 
Bieberwald
Der See wird außer von uns noch von einem Bieber bewohnt, der hier schon den halben Wald abgerodet hat. Im Wald entstehen richtige Bieberwege, über die er die Holzstücke ins Wasser zieht. Und wir sind wieder mal NutznießerInnen – diesmal von einem ökologisch vertretbaren Wegenetz!
Dichterer Wald heißt für uns aber auch, dass es weniger Möglichkeiten gibt, einfach drauf los zu marschieren. Wanderwege gibt’s ab jetzt wieder sehr wenige.
Juwel - Koordinaten streng geheim!
Unser nächstes Schlafplatzerl ist ein echtes Juwel. Wieder probieren wir einen kleinen Weg aus, der uns direkt zum Liard River führt. Der Weg führt leicht bergab und besteht teilweise aus tiefem Sand. Nach einigem hin und her überlegen fahren wir dann aber doch ganz runter zum Fluss, in der Hoffnung, dass wir da auch wieder rauf kommen. Natürlich sind wird dort alleine, haben einen Sandstrand zur Verfügung und bewundern die unterschiedlichen Farben, Formen und Muster der Steine, mit denen man am liebsten das Haus verfliesen würde. Es ist so wunderschön hier, dass wir schon im Scherz sagen: „Egal wenn wir den Weg nicht mehr rauf kommen, wir sind zumindest an einem schönen Platz.“ Am Abend bemerken wir, dass der Fluss immer näher zu unserem Camper kommt. Hm – so haben wir uns das aber nicht vorgestellt. Um festzustellen, wie schnell das Wasser ansteigt, fixieren wir gleich mal eine Markierung. Das scheint ja noch ein richtiges Abenteuer zu werden;-) Am nächsten Morgen bedeckt dichter Nebel den Fluss. Fast mystisch erscheint die Landschaft. Nach dem Frühstück starten wir gleich den Versuch wieder rauf zu fahren. Was soll ich sagen – unser Rupert ist der Beste.
Tatonka - Büffel
Kurz vor den Liard Hot Springs sehen wir seit langem wider mal einen Bären, 2 km später gleich den nächsten und kurz darauf unsere erste Büffelherde. Kolossal steuert ein Bulle auf uns zu und sorgt kurzfristig für ein wenig Adrenalin.
Liard Hot Springs
Heiß geht es auch bei den Hot Springs zu. Ein 10 minütiger Spaziergang über Holzstege führt uns zu den natürlichen Becken. Für die Kinder ist das unterste Becken ein wahres Paradies – nicht zu heiß, viele Baumstämme und andere Kinder zum quatschen und spielen.  Ein guter Grund einen zweiten Tag anzuhängen. Na schau mal einer an – da ist doch tatsächlich ein Bär am Holzsteg unterwegs – ob der auch ein heißes Bad will? Er zieht dann doch wieder in den Wald ab und bevorzugt es Beeren zu sammeln. Langsam müssen diese lieben Teddys ja ihren Speck für den Winter gesammelt haben, denn der Herbst klopft schon ganz kräftig an die Türe. Die Blätter scheinen sich für irgendetwas gaaaanz furchtbar zu schämen und erröten bevor sie zu Boden fallen.
Keine Sorge – auch wenn die Nächte schon relativ kalt werden verfallen wir in keinen Winterschlaf und werden euch auch weiterhin auf dem Laufenden halten.

Montag, 8. August 2011

Top of the world highway


Beim Fotoaussuchen für diesen Eintrag kommen wir drauf dass wir nach nun fast 3 Monaten Reise etwas fotografierfaul werden.
5 unglaublich schöne Tage haben wir am Denali Highway verbracht. Haben wir ja eh schon im letzten Blog geschrieben…waaaas den habt ihr nicht gelesen? Selbst Schuld. Auf jeden Fall freuen wir uns auf den in der Karte eingezeichneten Ort Paxson. Davor treffen wir noch einmal Markus aus Vorarlberg der mit seinem Fahrrad unterwegs ist. Es regnet im strömen, also laden wir ihn auf einen Ratscher und an Kaffee in unseren trockenen Camper ein. Paxson – so wie sich später herausstellt – besteht aus einem Restaurant mit Zimmervermietung und einer Zapfsäule. Tjo – egal – vor ma holt zum nächsten Ort der 100 km weiter südlich liegt. Dort wollen wir dann auch tanken. Der Ort besteht wieder mal aus Zapfsäule, Minishop und 3 Hütten, die vermietet werden. Schön langsam begreifen wir dass es in Alaska wirklich nur eine Handvoll „echte“ Städte bzw. Orte gibt. Schon schräg irgendwie. Wir wundern uns dabei immer, wo die Leute, die ja sichtbar hier und dort im Land verstreut wohnen, ihre Lebensmittel herbekommen. Landschaftlich ist es nach den letzten 2 Wochen schwierig, uns von neuen zu beeindrucken, also sind wir zur Abwechslung mal wieder etwas zügiger unterwegs.
Chicken – Hendl auf Deitsch – Huhn auf DeutschDeutsch. Da machen wir wieder mal Pause. Auf dem kleinen Rollfeld für das kleine Flugzeug stehen gleich mal 4 Elche herum. Der Ursprüngliche „Ort“ besteht aus Souvenierladen, Bar, Restaurant uuuuund einer Zapfsäule – richtig. Und wird alles seit 18 Jahren von einer Lady betrieben, die in starker Konkurrenz mit dem neu angesiedelten Campingplatz, Souvenierladen, Restaurant uuuuund eh schon wissen, steht. Naja – Bei ihr steht ganz groß „Free Camping“ doch alle stehen am Campingplatz – schon komisch oder??? 1 mal dürft ihr raten wo wir gestanden sind;-)
Auf dem Weg zur Kanadischen Grenze wird die Gegend wieder spannender. Die Straße, treffend top of the world highway genannt, führt meist direkt über die hügelige Tundra und bietet super Aussichten und Weitblicke. Da alles so offen ist kann man hier auch einfach so überall herumlaufen ohne von dichten Wäldern eingeschränkt zu sein.
Grenzübergang Alaska - Yukon
Nach ca. 1 Std. Fahrt durch diese Weiten taucht irgendwo dann ein Grenzposten, aus ca. 3 Häusern bestehend, auf. Vom Grenzbeamten werden wir mit der schon bekannten kanadischen Freundlichkeit begrüßt, ein paar Fragen gestellt bis sich sogar so was wie ein Smalltalk entsteht. Er wollte wissen ob in Österreich ein 1-jähriges Sabbatical verpflichtend ist, da er in den letzten Tagen einige Österreicher „kennen gelernt“ hat die so unterwegs sind. Der Gedanke gefällt uns irgendwie. Unweit von der Grenze begegnen wir schon wieder den Karibuherden. Schon schen – sagen wir und suchen gleich ein feines Schlafplatzerl. Ganz schön blöd schaun wir als wir neben dem Kartenspielen aus dem Fenster sehen und ein riesiges Viech an Karibu mit noch riesigerem Geweih uns aus 3 Metern Entfernung entgegenschaut. Ich konnte förmlich die Steaks sehen….
Karibu
Kurz vor Dawson bekommen wir dann noch ein Andenken per Steinpost. Das kennt ihr nicht? Ist in Kanada und Alaska ganz häufig. Da bei vielen Autos die Lichter nicht funktionieren und somit keine Signale abgegeben werden können, versucht man mit dem Reifen einen Stein kunstvoll in die Höhe zu schleudern, sodass er mit möglichst großer Wucht auf die Windschutzscheibe des entgegenkommenden Autos prallt, um den Fahrer / die Fahrerin vor dem einschlafen zu bewahren. Der Knall eines solchen Signals ist enorm, lässt das Herzal für a Zeit a bisl höher schlagen und hinterlässt sogar  bleibende Erinnerungen in Form einer sternförmigen Verzierung im Glas.
Dawson City
Five Finger Rapids - Yukon River
Dawson City, Goldgräberstadt, super cool, schöne Häuser, Leute sowieso nett (sind ja in Kanada), im Schwimmbad gewesen (nach dem Motto „im Winta do wosch ma uns gor net und im Suma do gemma zum Bodn“), Typ der Windschutzscheiben repariert ist eine Woche nicht im Ort, tolle Bäckerei wo´s sogoa Zuckareinkalan gibt (heißen aber hier anders – sticky bun – auf Deitsch pickate Semml – auf Deutschdeutsch klebriges Brötchen).
Und ab weiter nach Whitehorse – maximal 5 Tage haben wir für die 550 km Zeit, dann gehen uns die Windeln für Leela aus. Wir haben aber eh nur 3 Tage gebraucht.
Mittlerweile sind auch die ersten Lachse in Whitehorse angekommen – die werden nämlich bei einer Fischleiter (die neben einem Staudamm für die Lachse errichtet wurde) gezählt und können hier auch beobachtet, leider aber nicht gegessen werden. Der Typ der hier die Windschutzscheiben repariert ist übrigens auch für 5 Tage nicht im Ort. 
am Spielplatz
Jetzt nur noch ein paar Routinetätigkeiten: Volltanken, Propangastank auffüllen, Lebensmittelvorräte punkern, Frischwassertank auffüllen, Gagawassa ausleeren, Blog einstellen und ……. On the road again.

Montag, 1. August 2011

Olympiade und Denali


Auf dem Weg von der Prudhoe Bay geht’s wieder  vorbei an unglaublicher landschaftlicher Vielfalt. Beim Arctic Interagency Vistior Center gibt es jeden Abend eine Filmvorführung. Heute steht eine Premiere am Programm – ein Film über das Arctic National Wildlife Refuge. Wir sind dabei und erfahren noch viel mehr über diese Wildnis die wir in den letzten Tagen erlebt haben. Wie es sich für eine Premiere gehört, gab es neben Prominenz auch Kuchen, Kekse, Popcorn und Getränke  - also war auch schon für das Abendessen gesorgtJ. Als wir vorweg fragten, wie viele Leute sie erwarten war die Antwort: Das weiß man nie, hier in der Wildnis – tatsächlich waren es dann hauptsächlich Ranger und Park-Verantwortliche von anderen Standorten, die vorbei schauten – ein erlauchter Kreis ;-) Je weiter wir wieder in den Süden kommen, werden auch die Moskitos weniger, sodass man sich endlich wieder ohne Schutzausrüstung im Freien aufhalten kann. Das bietet auch die Gelegenheit Christine ihre Haare zu kürzen um sie wieder salonfähig zu – Enzo übt sich dabei (nach dem Brotbacken) in wieder einer neuen Disziplin!
In Fairbanks können wir wieder bei unserem Kumpel Wal-Mart übernachten (wie freundlich von ihm!).
Eskimomodenschau
Vom Glück verfolgt (schön langsam wird’s unheimlich), finden aktuell gerade die World Eskimo Indian Olympic Games in Fairbanks statt. Die Disziplinen klingen ja echt lustig, wenn man sich überhaupt was darunter vorstellen kann. Ohrenziehen, Two-Foot-High-Kick, Vier-Mann-Tragen, Sprungtuch (Naluktataq), Nackenziehen, Robbenabhäuten, Muktuk-Essen,…..  Das müssen wir uns natürlich live anschaun. Zwischendurch gibt’s dann noch eine Modenschau, wo jeder und jede seine eigene Kreation an traditioneller Bekleidung präsentieren kann. Eine rund 70 jährige Lady ergänzt dann noch voll Stolz dass sie das Karibu (aus dem ihr Parker ist) selbst geschossen hat.
Viel Zeit verbringen wir auch im Pioneer Park wo sich die Kinder wieder mal unter Gleichaltrige mischen und einen Überfluss an Freizeitangebot nutzen können.
Bieber bei der Arbeit
Eine kleine Internetsession und ein mitternächtlicher Anruf über Skype nach Deutschland genügt, um endlich unser ESTA für die Flugeinreise in die USA zu bekommen (special thanks to Sandra!!) und  unseren nächsten Flug um 2 Wochen nach hinten zu verschieben. Schließlich wollen wir auf dem Rückweg nach Calgary keinen Stress aufkommen lassen. Neuer Termin: 15. September (Calgary – San Jose).

Noch einmal alle Vorräte auffüllen und weiter geht’s in Richtung Denali. Je näher wir diesem Nationalpark kommen umso mehr werden die Touristenströme spürbar. Später erfahren wir, dass in den drei Sommermonaten rund 300.000 BesucherInnen in diesen Park kommen um den höchsten Berg Nordamerikas (den Denali 6.194m)  zu fotografieren. Dementsprechend durchorganisiert ist der ganze Park – Shuttelbusse die dich im ½ Stunden Takt rumführen, … Bei einem Spaziergang im Gebiet läuft uns ein Bieber über den Weg. Das sind ganz schön große Viecher und was die dann noch mit sich schleppen – unglaublich. Nach 2 Tagen (schlechtes Wetter) ziehen wir dann wieder ab in die Einsamkeit. 
Denali - davor 3000er
Wir wählen den Denali Highway (diese „Straße“ ist wirklich eine Herausforderung, da ist der Dalton ein Kindergeburtstag!), wo wir schon nach wenigen Kilometern ein nettes Platzerl zum Übernachten finden. Zu unserer Überraschung zeigt sich dann von hier aus auch noch der Denali. Fast  unwirklich erhebt er sich hinter einer Reihe 3-tausender und da steht er – ganz alleine und mächtig. Und wir stehen auf dem Dach unseres Campers und kommen wieder einmal aus dem staunen nicht raus. Und das alles unweit vom Nationalpark - mindestens genauso schön jedoch menschenleer.
Schwoazbaklaubn
Rund um uns herum ist alles voll mit Schwoazba (Heidelbeeren für unsere Deutschen LeserInnen). Innerhalb kurzer Zeit haben wir zu viert knappe 5 Liter geklaubt (gesammelt). Mit Vanilleeis – a Wahnsinn;)
So ganz nebenbei: Es ist sooooo entspannend Wanderungen zu machen Schwoazba zan klaubn usw. wenn einen die Moskitos nicht auffressen. Wir hoffen, das wars dann mit den „Mistviechern“.
Wandersleut
Die Dimensionen und die Weite des Landes wird uns wieder bewusst, als wir 2 h in Richtung Berge wandern, den Bergfuß aber immer noch nicht erreichen – deshalb sind die Einheimischen hier wohl alle nur mit Quads (ATV´s) unterwegs. Die Kinder sind übrigens bei dieser und einigen anderen Wanderungen zuvor gut ZU FUSS mit dabei – mfg, die stolzen Eltern;-))
KARIBU
In dieser ewigen Weite sehen wir nun endlich auch unsere erste Karibuherde. Und dann noch eins dass uns vor dem Auto über die Straße läuft und dann noch eins beim wandern. Merkt euch! 30. Juli ist Kaributag;-)