Montag, 26. September 2011

Krumme Bananen



Sambagruppe in Puerto
Manche Bananen sind ein wenig krummer als die anderen – manche Leute sind wie diese Bananen. Es kann einem schon mal passieren dass man dann in einem Restaurant gleich noch 2 verschiedene Steuern aufgebrummt bekommt, von denen natürlich auf der Karte nirgends was steht. Das macht dann gleich noch 25% extra. Im Lokal daneben gibt’s die Steuern nicht, oder sind die schon im Preis inbegriffen? Wer weiß – also in Zukunft am besten Fragen. Hier, in Puerto Viejo de Talamanca scheint das Wochenende eingetrommelt zu werden. Eine Sambagruppe trommelt und tanzt durch die Hauptstrasse und lässt die Party beginnen. Ganz im Takt tanzen wir wieder in unsere Unterkunft und tauchen in unseren neu gefundenen Tag – Nacht Rhythmus ein. In dieser tropischen Hitze haben wir das Gefühl, dass wir ständig müde sind. Alles was wir machen, geschieht langsam. Selbst dass treffen von Entscheidungen scheint bei uns jetzt etwas länger zu dauern. Doch dann steht es doch einmal fest, wir machen uns auf den Weg für einen Abstecher nach Panama. Unweit von der Grenze entfernt liegen die Inseln Bocas del Toro, die ein wahres Paradies sein sollen. Der kleine Grenzübergang bei Sixaola soll der unkomplizierteste nach Panama sein. Dorthin kommen wir mit dem öffentlichen Bus. Über die Grenze müssen wir dann zu Fuß. Da muss man wirklich aufpassen, dass man im Niemandsland nicht verloren geht. 
Grenze Panamá - Costa Rica
Die alte Eisenbahnbrücke, die die Grenze darstellt, ist entlang der Geleise mit Brettern verlegt. Allerdings nicht durchgehend und schon gar nicht deutscher Standard. Fast verkrampft halten wir Tharis und Leela an der Hand, dass die uns nicht zwischen den Brettern ins Bodenlose fallen. Geschafft – auf der anderen Seite steht schon Bienvenidos a Panama. 
Doch der strenge Herr in der Zollhütte will uns keinen Einreisestempel geben. Begründung: Wir können nicht nachweisen dass wir wieder ausreisen. Ein Flugticket von Costa Rica ist nicht ausreichend. Wir sollen also sofort – das heißt nicht wir, sondern nur ich (Enzo), weil die anderen hier warten müssen – zu dem Stand gleich die Stiegen runter gehen und angeblich Internationale Bustickets kaufen, welche belegen sollen, dass wir auch bestimmt wieder ausreisen – nur die Tickets von diesem Schalter (es ist ein kleiner Tisch mit einem kassierenden Mann dahinter) gelten - um einiges teurer, als die, die wir zur Anreise hatten. Offensichtlich sind manche Bananen in Panama noch ein wenig krummer. Bustickets brauchen wir aber für die Kinder nicht. Ist das jetzt Nettigkeit, Willkür oder ein schlechtes Gewissen bei einer Abzocke? Wir beobachten noch 2 Schweizerinnen, die dieses Prozedere nicht so hinnehmen wollen. Der Ton verschärft sich hier sehr schnell und sofort soll auch die Polizei ins Spiel gebracht werden. Naja – auf das haben wir jetzt mit den Kindern keine Lust. Es ist heiß, wir haben schon eine Busfahrt hinter uns, noch nichts im Bauch und die Kids werden langsam auch müde. 
Also Bustickets kaufen (sind schon neugierig ob wir die dann wirklich verwenden können) und ab zum Stempelmann. Perfekt – Stempel im Pass. Das solls aber noch nicht gewesen sein. Jetzt noch die Einreisegebühr  - der eine möchte es vier mal, der andere meint „familia“, wir zahlen dann nur für die Erwachsenen, Kinder brauchen dass nicht;-). Ach – welch ein kinderfreundliches Land. In diesem Kammerl sehe ich dann wie gerade die 2 Schweizerinnen komplett gefilzt werden. Um jetzt die Banane noch rund zu machen werden wir einem Sammeltaxi zugewiesen der uns zu den Boottaxis bringen soll – und es wird unmissverständlich klar gemacht, dass DIESES Taxi genommen werden muss. Der Preis, der uns verrechnet werden darf, wird natürlich per Boten gleich mitgeliefert. Willkommen in Panama.
Tharis und Leela im Wassertaxi
Ankunft auf Bastimentos
Nach 3 Bootfahrten sind wir dann endlich an dem Platz wo wir ursprünglich hin wollten. Das Hostel in dem wir hier gelandet sind liegt mitten in einem Dschungel. Der letzte Teil der Bootsfahrt ging durch Mangroven und gleich nach dem Aussteigen haben wir schon 2 Faultiere gesehen. Noch immer sind wir etwas skeptisch und wir warten schon auf die nächste Überraschung. Doch ab dem einchecken ist alles nur noch total entspannt. Das Hostel ist in ein Ressort eingebettet und von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Hier ist man wirklich mitten im Dschungel. Die Geräuschkulisse ist eine große Mischung aus Vogelstimmen, Fröschen, Zikaden und keine Ahnung was noch. Der Weg zum Strand ist ein 10 minütiger Pfad durch den Regenwald. Mehrmals versuchen wir das was wir sehen mit dem Fotoapparat fest zu halten. Doch irgendwann müssen wir leider aufgeben. Wir schaffen es nicht ein Bild vom Regenwald zu machen, welches vermitteln kann was wir sehen.
Salzwaschmaschine
Dschungelspaziergang
Nach so einem Tag wollen wir nur noch ein bisschen im Meer plantschen. Es ist aber höchste Vorsicht geboten. Die Wellen sind riesig und die Strömungen auch nicht zu unterschätzen.
Bei einem Nachtspaziergang durch den Dschungel bekomme ich immer weniger das Gefühl das ich beobachte, sondern eher dass ich beobachtet werde. Tausende von Augen reflektieren den Lichtschein meiner Stirnlampe. Die Meisten davon gehören zu Spinnen in allen Größen und Formen. Einige gehören zu Fröschen und dann waren noch diese 2 Augen…wenn ich nur wüsste was es war. Es hat mir aber einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Auf jeden Fall war es ein größeres Tier. 
Vogelspinne
riesiger Quaksi
roter Pfeilgiftfrosch
Vielleicht so groß wie ein Hund aber mit Schleichbewegungen wie eine Katze. Kein Geräusch war zu hören, obwohl sich das Tier offensichtlich in meine Richtung bewegte. Hätte ich nur meine gute Stirnlampe dabei – aber die hat sich leider in Kanada verabschiedet. Schön langsam wird mir schon ein wenig mulmig und ich versuche das Tier aufzuschrecken. Ein klatschen in die Hände und ein lautes „hey“ lässt dass Vieh einen Sprung zurück machen (jetzt auch hörbar;-]), doch kurz darauf kommen die Augen wieder näher. Das bedeutet für mich jetzt Rückzug. Es scheint also doch noch ein Abenteuerurlaub zu werden.
Unter Tags unternehmen wir noch mehrere Spaziergänge mit den Kindern durch den Urwald und entdecken immer wieder spannende, bunte, aber auch giftige Sachen. 8 Erlachaugen auf der Suche nach dem Unbekannten;-)

Freitag, 23. September 2011

Olá Costa Rica

Fisch for Sale
Eigentlich haben wir uns ja für das Aussteigen aus dem Flieger eine schwüle, heiße Druckwelle erwartet. Ganz so schlimm wars aber dann doch nicht. Schließlich liegt der Flughafen San Jose’s ja in den Bergen auf ca. 1000 m Seehöhe. Um nicht gleich voll in die Menschenmassen und in ein chaotisches Stadtleben zu stürzen, haben wir eine Unterkunft in Alajuela unweit vom Flughafen gebucht. Die Taxlerin wollte sich mal schnell ein bisschen Geld verdienen und hat vergessen mir einen tausender raus zu geben – den hab ich dann aber gleich eingefordert. In der Früh gibt’s in unserer Unterkunft ganz traditionell Reis mit Bohnen und Kochbananen bevor wir mit unseren dürftig ausgestatteten Spanischkenntnisse in die Stadt spazieren. Es ist ganz anders als wir es uns vorgestellt hatten. Wieder mal Asoisdes. Costa Rica ist aus unserer Sicht sehr weit entwickelt und auch vom Preisniveau quasi auf der gleichen Stufe wie die USA. Unsere Erwartungen, dass an jeder Ecke ein Stand mit Früchten steht und dass man, wenn man essen will, einfach nur den Mund aufmachen muss – leider….es bleiben Träume. Dass wir hier in den Tropen sind, merken wir trotzdem ganz schnell. Schon am Vormittag drückt die Hitze unglaublich und am Nachmittag brechen die ersten Regenschauer nieder, sodass das Wasser in Form von Bächen über die Straßen schießt. Nachdem wir uns 2 Tage akklimatisiert haben fühlen wir uns bereit für die Großstadt San Jose. Wie angekündigt sind wir ja ab jetzt öffentlich unterwegs, und wir machen uns bepackt mit unseren Rucksäcken und jeder ein Kind an der Hand auf den Weg zum Bus. Auch hier wieder eine Überraschung. Alles total organisiert, fixe Preise und der Bus fährt auf die Minute genau ab. Das Chaos in San Jose, welches in den Reiseführern beschrieben wird, erleben wir nicht. Wir finden gleich ein tolles Backpackers und machen uns auf Futtersuche. Casado – so heißt hier ein typisches Mittagsmenü und besteht aus Reis, Bohnen, Kochbananen, Salat und optional Fisch, Huhn oder Schnitzel.
warten auf den nächsten Bus
Obwohl wir schon aus Calgary einen Teil unseres Gepäcks mit der Post nach Hause geschickt haben, kommen wir drauf, dass wir immer noch zu viel mit uns mit schleppen. Im Backpackers können wir einen Teil unserer Sachen kostenlos lagern. Gleich am nächsten Tag geht’s wieder weiter  - an die Karibikküste nach Cahuita. Wir trödeln extra noch ein bisschen in der Unterkunft, dass wir am Busbahnhof nicht zu lange herumstehen müssen. WIE NAIV waren wir da wieder. Mit viel Glück bekommen wir die letzten 3 Sitzplätze und einen Stehplatz – dafür aber in 1. Reihe fußfrei. Nach 4 Stunden Fahrzeit kommen wir an der Karibikküste in Cahuita an, wo das befürchtete Empfangskomitee von Leuten, die uns in irgendwelche Unterkünfte schleppen wollen, nicht da ist. Viel schlimmer noch – wir spazieren durch den Ort, werden immer wieder freundlich gegrüßt, bleiben dann bei verschiedenen Unterkünften stehen um zu Fragen, ob ein Zimmer frei ist, aber…. Die meisten Rezeptionen sind gar nicht besetzt. Schon komisch irgendwie. 
Strand bei Cahuita
Faultier
Wir finden dann aber doch noch was, was unseren Bedürfnissen entspricht. Sachen rein ins Zimmer, Badesachen packen und ab zum Strand, auf den wir ja schon sooooo lange warten. Das Wasser hat Badewannentemperatur, die Wellen sind hoch und es gibt keine gefährlichen Strömungen. Vom Glück verfolgt erspähen wir auch gleich ein Faultier. 
Der Dschungel geht hier bis an den Sandstrand – echt sehr schön. Von der Stadt selbst sind wir nicht sehr angetan. Es scheint hier alles ganz fest in der Hand der Drogen zu sein. Also weiter geht’s nach Puerto Viejo de Talamanca noch einmal ein Stück südlich. Hier ist es wesentlich entspannter. Die Kinder und natürlich auch wir genießen es im warmen Wasser zu plantschen. Oft sind wir so lange drin, dass unsere Hände schon ganz schrumpelig sind. 
gefährliches Fischi

buntes Fischi
großes Fischi
Direkt am Hausriff gibt’s auch beim Schnorcheln jede Menge zu entdecken. Das Wasser ist zwar aufgrund der Regenzeit – von der wir im Moment nicht viel merken – ein wenig trüb, aber es ist trotzdem sehr schön. Die vielen unterschiedlichen bunten, großen aber auch der ein oder andere giftige Fisch machen das Schnorcheln zum kleinen Abenteuer.
Radlpause im Dschungel
Das nächste Abenteuer gibt’s dann mit dem Rad. Wenn man hier die Umgebung erforschen möchte, ist dies das beste Fortbewegungsmittel. Kindersitze sind hier aber Mangelware und somit muss Tharis im Körbchen auf der Lenkstange sitzen. Klappt aber ganz gut für die paar Kilometer die wir geplant haben. Als wir nach 45 minütiger Fahrt dann zum Strand abbiegen, werden wir mit viel Gebrüll empfangen. Tharis bekommt es leider ein wenig mit der Angst zu tun. Sie hat´s nicht so mit Lärm. Der Lärm stammt von den Brüllaffen die wir auch kurz später in den Bäumen beim fressen beobachten dürfen. Achtung: nicht direkt unter den Affen stehen. Die Reste der nicht verzehrten Früchte fallen nicht nach oben.
Brüllaffe
Tharis und Leela werden mit dem Meer immer vertrauter und lassen sich schon alleine - ohne Festhalten an unseren Armen - von den Wellen schaukeln (Natürlich mit Schwimmflügerln!). Genau 1 Woche hat es gedauert, bis wir für unsere Dummheit bestraft werden. Christine hat einen mordsmäßigen Sonnenbrand abbekommen, bei mir (Enzo) ist´s nicht so schlimm. Auf die Kinder – auf die passen wir natürlich auf. Die haben wir ja selbstverständlich regelmäßig eingecremt, aber wir – die Großen – wir haben dass ja nicht nötig. Mal schaun wie es die nächsten Tage weiter geht. Vielleicht meldet sich ja die Regenzeit wieder und verschont uns mit praller Sonne;-)

Mittwoch, 21. September 2011

Goodbye Canada

Ist jetzt das große Abenteuer Kanada zu Ende oder fängt es gerade erst an? Die letzte Woche verbringen wir wie geplant in Calgary, wo wir unsere Zelte – besser gesagt das Wohnmobil – vor dem Haus von unseren Freunden Arif und Sandi in Position bringen. Jetzt heißt es Gas geben. Der Camper muss innerhalb dieser Woche verkauft werden. Wir wissen, dass es nicht leicht wird: Es ist Herbst, der Schnee lacht schon von den Bergen – nicht die beste Zeit für den Verkauf eines Wohnmobils. 2 Tage lang wird Rupert nun ausgeräumt und auf Hochglanz poliert – so schön hat er noch nie geglänzt. Es ist wirklich unglaublich wie viel Zeugs sich so ansammelt. Der halbe Keller von Arif und Sandis Haus ist jetzt mit unseren Sachen vollgeräumt. Da wir bis jetzt noch immer keine Anfragen über die Online-Verkaufsplattform Kijiji haben, gehen wir mit dem Preis noch etwas  runter. Systematisch beginnen wir die Händler für Camper abzuklappern. Hier in Calgary gibt es Dutzende davon. Doch das Resultat ist eher niederschmetternd. Die meisten kaufen keine gebrauchten Vehikel sondern nehmen sie nur zum Eintausch für ein Neues. Die wenigen Angebote die wir bekommen sind preismäßig eher deprimierend. Doch die Preisreduktion in Kijiji dürfte sich ausgezahlt haben. Plötzlich haben wir 5 Anfragen, wobei es da wieder nur zu einer Besichtigung kommt. Schaut trotzdem nicht schlecht aus; Probefahrt, viele Fragen, es gefällt ihr und sie will es nehmen – Yippieeeeeee. Die Anzahlung liegt bereits auf dem Tisch und ich hole nur mal schnell Papier und Kugelschreiber um diese zu bestätigen. Als ich zurückkomme hängt sie am Telefon und wirkt komplett verstört. Sie nimmt das Geld, entschuldigt sich und ist weg. Was war das jetzt?
Wir stehen also wieder bei Null. Was soll´s – im schlechtesten Fall fahren wir am Montag zum Händler und verlieren halt mehr als wir geplant hatten. An genau diesem Montag klappern wir ca. 10 weitere Händler ab, aber keiner will uns ein ordentliches Angebot machen. Also beschließen wir uns auf den Weg zu dem Händler zu machen, der uns ein paar Tage zuvor ein Angebot gemacht hat. Plötzlich klingelt das Telefon (haben wir uns für den Tag von Sandi ausgeborgt). Ist der Camper noch zu haben? Ja sagen wir zurückhaltend und erwähnen, dass wir gerade auf dem Weg zum Händler sind. Doch der Mann an der anderen Seite scheint wirklich sehr interessiert zu sein und möchte ihn in den nächsten 15 Minuten sehen. Was haben wir zu verlieren? Also fahren wir noch einmal zum Haus und warten keine 5 Minuten bis die Leute eintrudeln. Kurz alles angeschaut, die Leute wirken sehr begeistert von Rupert drücken uns ein paar Hunderter in die Hand, dass wir noch eine halbe Stunde warten bis sie das Geld von der Bank bringen. Wir sind ja schon seeehr skeptisch geworden nach unseren Erlebnissen und wollen uns noch gar nicht richtig freuen. Doch eine halbe Stunde später ist der Vertrag unterschrieben und das Geld über den Tisch. So schnell kann´s gehen und wir sind praktisch homeless. Kein Auto, keine Unterkunft. Schnell noch ein paar Autovermietungen abklappern, doch es ist leider zu spät. 17 Uhr und alles ist zu. Egal ich warte bis Arif zuhause ist und wir werden dann zum Flughafen fahren um dort ein Auto zu organiseren. Die haben ja fast rund um die Uhr offen. Doch wie es der Teufel will, es gibt kein einziges Auto mehr, und das bei 6 Autovermietungen. Vielleicht klingt das jetzt alles gar nicht so schlimm, aber es ist schon ziemlich nervenaufreibend und stressig, schließlich haben wir ja auch noch 2 Kinder im Schlepptau die wir bei Laune halten müssen. Ganz kurzfristig können wir uns wieder bei Phil und Rose in das Bed and Breakfast einbuchen, wo wir schon bei unserer Ankunft waren. Die haben sich sehr gefreut und dachten zuerst, wir wollen nur auf einen Kaffee kommen, um ein wenig zu quatschen.
Nachdem wir nun endlich realisieren, dass alles ein bisschen länger dauert und so manches auch  noch etwas kompliziert werden kann, machen wir einen genauen Plan, um möglichst alles auf die Reihe zu bekommen. Ein Mietauto zu bekommen war am nächsten Tag die kleinste Übung. Es sind nur noch 2 Tage bis zu unserem Abflug und wir haben immer noch keine Flugtickets per Mail bekommen. Hm! Da stimmt was nicht. Also hängt sich Christine einen ganzen Vormittag ans Telefon um unseren Fall mit der Airline abzuklären. Leider ohne Erfolg. Fahren wir halt am Nachmittag zum Flughafen. Aber vorher tauschen wir noch das viele Bargeld, das wir vom Camperverkauf haben, in Travellercheques um. Klingt einfach – is es aber nicht. Um hier Traveller Cheques bei einer Bank zu bekommen, muss man nämlich Kunde/in sein. Hier kann uns nicht mal Sandi helfen, da die Schecks auf Namen ausgestellt werden. Nachdem wir einige Banken abgeklappert haben, sind wir endlich erfolgreich – zum Teil zumindest. Wir bekommen Schecks, aber nur für einen Teil der Summe, mehr Travellercheques haben die leider nicht lagernd – nicht einmal in den Filialen. Ein bischen was bekommen wir auch in Colones – der Währung Costa Rica´s. Gut jetzt aber noch schnell zum Flughafen. Christine erwischt um 15 Uhr gerade noch die letzte Angestellte von American Airlines – die ist auch gerade am gehen. Aus welchem Grund auch immer hält Quantas noch immer unsere Tickets, doch mit viel Geschick und herumtipseln im Computer bekommen wir eine mündliche Bestätigung dass wir einfach ohne Tickets am Donnerstag zum Schalter kommen sollen. Wird schon klappen.
Viel ist es jetzt wirklich nicht mehr – ein paar Besorgungen noch, ein Paket schnüren und nach Hause schicken, mit Sachen die wir auf unserer weiteren Reise nicht mehr brauchen werden. Und dann unsere Rucksäcke packen.
Im letzten Abdruck ist noch alles geschafft und wir können entspannt mit Arif und Sandi zum Vietnamesen gehen. Entspannt ist wahrscheinlich der falsche Ausdruck – eher noch geladen von Stress und Emotionen. Bekanntlich überträgt sich der Stress auch auf die Kinder und das lassen sie uns jetzt spüren.
Egal – morgen früh geht’s nach Costa Rica und da werden wir uns erst mal ein paar Tage in die Hängematte schmeißen – so der Plan.
4 Uhr: der Wecker klingelt – aufstehn dass wir rechtzeitig am Flughafen sind. Beim einchecken funktioniert dann tatsächlich alles und wir halten unsere Tickets  in der Hand. Wir reisen mit American Airlines und dass haben wir nicht ganz durchdacht. Sicherheitskontrollen ohne Ende, sodass wir schon stark Zweifeln, dass wir unseren Flug noch erwischen. Leelas kleiner Rucksack – besser gesagt der Inhalt – erscheint dem Sicherheitspersonal verdächtig. Er wird noch einmal separiert und dann noch händisch untersucht. Die vielen kleinen Spielfiguren die Tharis und Leela von Sinja bekommen haben und die Puppe, haben im Röntgenbild ein gaaanz komisches Bild ergeben. Zumindest sind die Puppen jetzt auch mal geröngt worden. Jetzt werden wir schon aufgerufen und als letzte Passagiere steigen wir in den Flieger und ab geht’s.

The flying Rockies


Regel Nummer 1: Wenn du einen Bericht über eine Reise schreiben willst, lass nicht zuviel Zeit vergehen! Und da sitzen wir jetzt in Costa Rica und versuchen noch einmal die letzten 2 Wochen Kanada Revue passieren zu lassen.
Spielplatz in Jasper
Vor uns hatten wir ja noch ein touristisches Highlight. Den Nationalpark Jasper und Banff – das Herzstück der Kanadischen Rockies. Mit dem Moment in dem wir die Grenze zum Nationalpark überschreiten ändert sich vieles. Die Straßen sind wesentlich besser, die Zahl der Autos und vor allem Wohnmobile vervielfacht sich, kein gratis Camping ist mehr möglich usw. In und rund um Jasper machen wir ein paar Spaziergänge – super Wetter haben wir ja nicht erwischt – irgendwie scheinen sich die Rockies immer vor uns verstecken zu wollen – was haben sie bloß zu verbergen? Auf dem Weg zum Campingplatz kommen wir an einem ganzen Rudel Hirschen vorbei – vor denen wird im Moment ganz besonders gewarnt, da gerade Brunftzeit ist und die männlichen Exemplare dabei recht aggressiv werden können. In Jasper selbst versuchen wir nun den Camperverkauf etwas zu forcieren. Nur noch 2 Wochen sind wir im Land und wollen natürlich unseren treuen Gefährten unbedingt loswerden. An allen Anschlagtafeln findet man nun ein Flugblatt von „Rupert for Sale“ und natürlich versuchen wir die besten Parkplätze zu ergattern wo das „For Sale Schild“ besonders gut ins Auge springt. 
Icefield Express
Weil es gerade am Weg liegt, entscheiden wir uns tatsächlich für einen Campingplatz mit 800 Stellplätzen und waren dann auch gleich etwas erschrocken als wir die 4-Spurige Einfahrt erblickten. Ganz so schlimm war es dann doch nicht – Platz ist ja bekanntlich in Kanada nicht das große Problem – nicht einmal im Nationalpark.  Voller Erwartungen geht’s dann rauf  zu den Columbia  Icefields auf knapp 2000 m. Hier lassen sich zum ersten Mal die Berge mit den Gletscherkuppen sehen. Selbst wenn man hier nicht genau hinsieht sieht man noch viel mehr. Die Markierungen wie weit der Gletscher noch  in den vergangen Jahren reichte – erinnert ein bisschen an die Situation in den Alpen. Der Icefield Express wiederum ist mit nichts zu vergleichen. Viertelstündlich werden Touristenmassen mit umgebauten Bussen auf einer planierten Piste auf den Gletscher gebracht um dort zu stehen wo sie eigentlich nichts verloren haben. 
Campfiretalk
Hier, am höchsten Punkt dieser Straße gibt’s auch einen kleinen Campingplatz. Jedes Wochenende findet hier ein Campfiretalk statt. 
Wilcox Trail
Ranger und Rangerinnen sitzen am Lagerfeuer und berichten über verschiedene Themen aus dem Nationalpark – dazu gibt’s Kakao oder Tee. Das hatten wir auch bitter nötig denn die Nacht war sternenklar und ließ das Thermometer auf  - 4 Grad Celsius fallen. Im Camper hatten wir aber noch Plus – Plus 3 um genau zu sein. Der Wilcox Trail – auf der gegenüberliegenden Seite des Gletschers wird eine unserer schönsten Wanderungen. Strahlendes Wetter, leicht angezuckerte Berge und 2 Kinder die brav wandern. Na klar bauen wir dann als Belohnung einen Schneemann. Und weil es so schön war bleiben wir zur Verwunderung von Tharis gleich noch eine Nacht;-) („Aber wir haben hier ja schon einmal geschlafen!“)
Sodala jetzt kommen noch die Klassiker in der Gegend von Banff. Und wir dachten schon in Jasper war die Hölle los. Beim Peyto Lake waren wir uns nicht mehr ganz sicher worauf wir nun achten sollten. 
Morraine Lake
Peyto Lake
Den wunderschön türkisblauen See oder die Touristenmassen die beim ersten erblicken von Türkis zu laufen beginnen um schnell ein Foto zu machen.  Als würde die Farbe mit der Anzahl der gemachten Fotos weniger Türkis werden. Geht man dann ein paar Schritte weiter, teilt man diesen Anblick nur noch mit einem Murmeltier – das lohnt sich doch.
Abhängen am Lake Louise
Am Moraine Lake hatten wir überhaupt Glück noch einen Parkplatz am Straßenrand zu bekommen.  Der Anblick war wiederum wunderschön, doch ganz ehrlich, wenn man gerade aus dem Yukon kommt, hat man das Gefühl in einer Großstadt zu sein.
Und genau das ist unsere nächste Station – Calgary – huuuuuuu. Soooo viele Autos, soooo viele Häuser, Straßen und Menschen. Zum Glück entführt mich Arif für einen Tag wieder aus dieser Stadt, um mir das Rockies Klettererlebnis näher zu bringen.
Klettertour Yamnuska
Ich weiß nicht ob ich in meinem Alter das Wort „Geil“ verwenden darf, aber der Ausblick von der 300m hohen Felswand am Yamnuska in die weite Prärie ist es definitiv. Weniger cool fand ich die vielen Steinchen die mir ständig um die Ohren flogen, und viel mehr möchte ich mich bei der Klettergemeinschaft entschuldigen. Ich hoffe ich habe die Route nicht zu sehr verändert. Sooo viele Steinchen bis Felsbrocken die ich bei dieser Begehung den Berg runterstürtzen ließ……einmal flog ich auch ein kleines Stück mit, das war aber weder Mitleid noch ein Freudensprung. Danke Arif, dass du all diese 8 Seillängen vorgestiegen bist und für jeden Riss einen Freund parat hattest. Ich dachte zuerst es war ein Scherz, dass er das ganze Material mitnehmen will. Wie ein Christbaum behangen;-) – im Nachhinein war ich über jede Sicherung froh. Die Rockies werden mir also immer als fliegende Steine – „The flying Rockies“ in Erinnerung bleiben.