Mittwoch, 21. September 2011

The flying Rockies


Regel Nummer 1: Wenn du einen Bericht über eine Reise schreiben willst, lass nicht zuviel Zeit vergehen! Und da sitzen wir jetzt in Costa Rica und versuchen noch einmal die letzten 2 Wochen Kanada Revue passieren zu lassen.
Spielplatz in Jasper
Vor uns hatten wir ja noch ein touristisches Highlight. Den Nationalpark Jasper und Banff – das Herzstück der Kanadischen Rockies. Mit dem Moment in dem wir die Grenze zum Nationalpark überschreiten ändert sich vieles. Die Straßen sind wesentlich besser, die Zahl der Autos und vor allem Wohnmobile vervielfacht sich, kein gratis Camping ist mehr möglich usw. In und rund um Jasper machen wir ein paar Spaziergänge – super Wetter haben wir ja nicht erwischt – irgendwie scheinen sich die Rockies immer vor uns verstecken zu wollen – was haben sie bloß zu verbergen? Auf dem Weg zum Campingplatz kommen wir an einem ganzen Rudel Hirschen vorbei – vor denen wird im Moment ganz besonders gewarnt, da gerade Brunftzeit ist und die männlichen Exemplare dabei recht aggressiv werden können. In Jasper selbst versuchen wir nun den Camperverkauf etwas zu forcieren. Nur noch 2 Wochen sind wir im Land und wollen natürlich unseren treuen Gefährten unbedingt loswerden. An allen Anschlagtafeln findet man nun ein Flugblatt von „Rupert for Sale“ und natürlich versuchen wir die besten Parkplätze zu ergattern wo das „For Sale Schild“ besonders gut ins Auge springt. 
Icefield Express
Weil es gerade am Weg liegt, entscheiden wir uns tatsächlich für einen Campingplatz mit 800 Stellplätzen und waren dann auch gleich etwas erschrocken als wir die 4-Spurige Einfahrt erblickten. Ganz so schlimm war es dann doch nicht – Platz ist ja bekanntlich in Kanada nicht das große Problem – nicht einmal im Nationalpark.  Voller Erwartungen geht’s dann rauf  zu den Columbia  Icefields auf knapp 2000 m. Hier lassen sich zum ersten Mal die Berge mit den Gletscherkuppen sehen. Selbst wenn man hier nicht genau hinsieht sieht man noch viel mehr. Die Markierungen wie weit der Gletscher noch  in den vergangen Jahren reichte – erinnert ein bisschen an die Situation in den Alpen. Der Icefield Express wiederum ist mit nichts zu vergleichen. Viertelstündlich werden Touristenmassen mit umgebauten Bussen auf einer planierten Piste auf den Gletscher gebracht um dort zu stehen wo sie eigentlich nichts verloren haben. 
Campfiretalk
Hier, am höchsten Punkt dieser Straße gibt’s auch einen kleinen Campingplatz. Jedes Wochenende findet hier ein Campfiretalk statt. 
Wilcox Trail
Ranger und Rangerinnen sitzen am Lagerfeuer und berichten über verschiedene Themen aus dem Nationalpark – dazu gibt’s Kakao oder Tee. Das hatten wir auch bitter nötig denn die Nacht war sternenklar und ließ das Thermometer auf  - 4 Grad Celsius fallen. Im Camper hatten wir aber noch Plus – Plus 3 um genau zu sein. Der Wilcox Trail – auf der gegenüberliegenden Seite des Gletschers wird eine unserer schönsten Wanderungen. Strahlendes Wetter, leicht angezuckerte Berge und 2 Kinder die brav wandern. Na klar bauen wir dann als Belohnung einen Schneemann. Und weil es so schön war bleiben wir zur Verwunderung von Tharis gleich noch eine Nacht;-) („Aber wir haben hier ja schon einmal geschlafen!“)
Sodala jetzt kommen noch die Klassiker in der Gegend von Banff. Und wir dachten schon in Jasper war die Hölle los. Beim Peyto Lake waren wir uns nicht mehr ganz sicher worauf wir nun achten sollten. 
Morraine Lake
Peyto Lake
Den wunderschön türkisblauen See oder die Touristenmassen die beim ersten erblicken von Türkis zu laufen beginnen um schnell ein Foto zu machen.  Als würde die Farbe mit der Anzahl der gemachten Fotos weniger Türkis werden. Geht man dann ein paar Schritte weiter, teilt man diesen Anblick nur noch mit einem Murmeltier – das lohnt sich doch.
Abhängen am Lake Louise
Am Moraine Lake hatten wir überhaupt Glück noch einen Parkplatz am Straßenrand zu bekommen.  Der Anblick war wiederum wunderschön, doch ganz ehrlich, wenn man gerade aus dem Yukon kommt, hat man das Gefühl in einer Großstadt zu sein.
Und genau das ist unsere nächste Station – Calgary – huuuuuuu. Soooo viele Autos, soooo viele Häuser, Straßen und Menschen. Zum Glück entführt mich Arif für einen Tag wieder aus dieser Stadt, um mir das Rockies Klettererlebnis näher zu bringen.
Klettertour Yamnuska
Ich weiß nicht ob ich in meinem Alter das Wort „Geil“ verwenden darf, aber der Ausblick von der 300m hohen Felswand am Yamnuska in die weite Prärie ist es definitiv. Weniger cool fand ich die vielen Steinchen die mir ständig um die Ohren flogen, und viel mehr möchte ich mich bei der Klettergemeinschaft entschuldigen. Ich hoffe ich habe die Route nicht zu sehr verändert. Sooo viele Steinchen bis Felsbrocken die ich bei dieser Begehung den Berg runterstürtzen ließ……einmal flog ich auch ein kleines Stück mit, das war aber weder Mitleid noch ein Freudensprung. Danke Arif, dass du all diese 8 Seillängen vorgestiegen bist und für jeden Riss einen Freund parat hattest. Ich dachte zuerst es war ein Scherz, dass er das ganze Material mitnehmen will. Wie ein Christbaum behangen;-) – im Nachhinein war ich über jede Sicherung froh. Die Rockies werden mir also immer als fliegende Steine – „The flying Rockies“ in Erinnerung bleiben.

1 Kommentar:

  1. Date: march, 11fs
    Time: 11:25pm ongoing

    „Regel Nummer 1: Wenn du einen Bericht über eine Reise schreiben willst, lass nicht zuviel Zeit vergehen!“ Ersetze „schreiben“ durch „lesen“….

    Spannend, da ich diesen Teil mit euch nun zum für mich 2. Mal bereise. Die Icefield-Transporter sind tatsächlich so schräg wie die Leute dort deplaziert. Am Campingplatz war ich auch eine Nacht – die zuerst kurz war, nach frühmorgendlicher Wetterbeurteilung zwecks möglicher Besteigung des Monte Tabasco (der hieß wohl Mount Athabasca oder so) mit dem Ergebnis „Waschküche“ aber gnädigerweise verlängert wurde. Das Banff und Jasper nach Yukon als überlaufen gelten dürfen, kann ich mir gut vorstellen.

    Und Enzo, schön dass ihr Freunde hattet, die euch halten! Tja, das ist leider geil – um nicht zu sagen: Bibergeil! Mein Sturz zeigte mir auf, dass es Freunde gibt, die mich für untragbar empfinden.
    Noch jedoch ist Rupert und sein Schicksal ein Rätsel, immer diese Cliffhanger zur nächsten Episode!

    What I did in the same period: Superherbst genießen, zum Räuber und Gendarm spielen für Fortgeschrittene einrücken.

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