Mittwoch, 21. September 2011

Goodbye Canada

Ist jetzt das große Abenteuer Kanada zu Ende oder fängt es gerade erst an? Die letzte Woche verbringen wir wie geplant in Calgary, wo wir unsere Zelte – besser gesagt das Wohnmobil – vor dem Haus von unseren Freunden Arif und Sandi in Position bringen. Jetzt heißt es Gas geben. Der Camper muss innerhalb dieser Woche verkauft werden. Wir wissen, dass es nicht leicht wird: Es ist Herbst, der Schnee lacht schon von den Bergen – nicht die beste Zeit für den Verkauf eines Wohnmobils. 2 Tage lang wird Rupert nun ausgeräumt und auf Hochglanz poliert – so schön hat er noch nie geglänzt. Es ist wirklich unglaublich wie viel Zeugs sich so ansammelt. Der halbe Keller von Arif und Sandis Haus ist jetzt mit unseren Sachen vollgeräumt. Da wir bis jetzt noch immer keine Anfragen über die Online-Verkaufsplattform Kijiji haben, gehen wir mit dem Preis noch etwas  runter. Systematisch beginnen wir die Händler für Camper abzuklappern. Hier in Calgary gibt es Dutzende davon. Doch das Resultat ist eher niederschmetternd. Die meisten kaufen keine gebrauchten Vehikel sondern nehmen sie nur zum Eintausch für ein Neues. Die wenigen Angebote die wir bekommen sind preismäßig eher deprimierend. Doch die Preisreduktion in Kijiji dürfte sich ausgezahlt haben. Plötzlich haben wir 5 Anfragen, wobei es da wieder nur zu einer Besichtigung kommt. Schaut trotzdem nicht schlecht aus; Probefahrt, viele Fragen, es gefällt ihr und sie will es nehmen – Yippieeeeeee. Die Anzahlung liegt bereits auf dem Tisch und ich hole nur mal schnell Papier und Kugelschreiber um diese zu bestätigen. Als ich zurückkomme hängt sie am Telefon und wirkt komplett verstört. Sie nimmt das Geld, entschuldigt sich und ist weg. Was war das jetzt?
Wir stehen also wieder bei Null. Was soll´s – im schlechtesten Fall fahren wir am Montag zum Händler und verlieren halt mehr als wir geplant hatten. An genau diesem Montag klappern wir ca. 10 weitere Händler ab, aber keiner will uns ein ordentliches Angebot machen. Also beschließen wir uns auf den Weg zu dem Händler zu machen, der uns ein paar Tage zuvor ein Angebot gemacht hat. Plötzlich klingelt das Telefon (haben wir uns für den Tag von Sandi ausgeborgt). Ist der Camper noch zu haben? Ja sagen wir zurückhaltend und erwähnen, dass wir gerade auf dem Weg zum Händler sind. Doch der Mann an der anderen Seite scheint wirklich sehr interessiert zu sein und möchte ihn in den nächsten 15 Minuten sehen. Was haben wir zu verlieren? Also fahren wir noch einmal zum Haus und warten keine 5 Minuten bis die Leute eintrudeln. Kurz alles angeschaut, die Leute wirken sehr begeistert von Rupert drücken uns ein paar Hunderter in die Hand, dass wir noch eine halbe Stunde warten bis sie das Geld von der Bank bringen. Wir sind ja schon seeehr skeptisch geworden nach unseren Erlebnissen und wollen uns noch gar nicht richtig freuen. Doch eine halbe Stunde später ist der Vertrag unterschrieben und das Geld über den Tisch. So schnell kann´s gehen und wir sind praktisch homeless. Kein Auto, keine Unterkunft. Schnell noch ein paar Autovermietungen abklappern, doch es ist leider zu spät. 17 Uhr und alles ist zu. Egal ich warte bis Arif zuhause ist und wir werden dann zum Flughafen fahren um dort ein Auto zu organiseren. Die haben ja fast rund um die Uhr offen. Doch wie es der Teufel will, es gibt kein einziges Auto mehr, und das bei 6 Autovermietungen. Vielleicht klingt das jetzt alles gar nicht so schlimm, aber es ist schon ziemlich nervenaufreibend und stressig, schließlich haben wir ja auch noch 2 Kinder im Schlepptau die wir bei Laune halten müssen. Ganz kurzfristig können wir uns wieder bei Phil und Rose in das Bed and Breakfast einbuchen, wo wir schon bei unserer Ankunft waren. Die haben sich sehr gefreut und dachten zuerst, wir wollen nur auf einen Kaffee kommen, um ein wenig zu quatschen.
Nachdem wir nun endlich realisieren, dass alles ein bisschen länger dauert und so manches auch  noch etwas kompliziert werden kann, machen wir einen genauen Plan, um möglichst alles auf die Reihe zu bekommen. Ein Mietauto zu bekommen war am nächsten Tag die kleinste Übung. Es sind nur noch 2 Tage bis zu unserem Abflug und wir haben immer noch keine Flugtickets per Mail bekommen. Hm! Da stimmt was nicht. Also hängt sich Christine einen ganzen Vormittag ans Telefon um unseren Fall mit der Airline abzuklären. Leider ohne Erfolg. Fahren wir halt am Nachmittag zum Flughafen. Aber vorher tauschen wir noch das viele Bargeld, das wir vom Camperverkauf haben, in Travellercheques um. Klingt einfach – is es aber nicht. Um hier Traveller Cheques bei einer Bank zu bekommen, muss man nämlich Kunde/in sein. Hier kann uns nicht mal Sandi helfen, da die Schecks auf Namen ausgestellt werden. Nachdem wir einige Banken abgeklappert haben, sind wir endlich erfolgreich – zum Teil zumindest. Wir bekommen Schecks, aber nur für einen Teil der Summe, mehr Travellercheques haben die leider nicht lagernd – nicht einmal in den Filialen. Ein bischen was bekommen wir auch in Colones – der Währung Costa Rica´s. Gut jetzt aber noch schnell zum Flughafen. Christine erwischt um 15 Uhr gerade noch die letzte Angestellte von American Airlines – die ist auch gerade am gehen. Aus welchem Grund auch immer hält Quantas noch immer unsere Tickets, doch mit viel Geschick und herumtipseln im Computer bekommen wir eine mündliche Bestätigung dass wir einfach ohne Tickets am Donnerstag zum Schalter kommen sollen. Wird schon klappen.
Viel ist es jetzt wirklich nicht mehr – ein paar Besorgungen noch, ein Paket schnüren und nach Hause schicken, mit Sachen die wir auf unserer weiteren Reise nicht mehr brauchen werden. Und dann unsere Rucksäcke packen.
Im letzten Abdruck ist noch alles geschafft und wir können entspannt mit Arif und Sandi zum Vietnamesen gehen. Entspannt ist wahrscheinlich der falsche Ausdruck – eher noch geladen von Stress und Emotionen. Bekanntlich überträgt sich der Stress auch auf die Kinder und das lassen sie uns jetzt spüren.
Egal – morgen früh geht’s nach Costa Rica und da werden wir uns erst mal ein paar Tage in die Hängematte schmeißen – so der Plan.
4 Uhr: der Wecker klingelt – aufstehn dass wir rechtzeitig am Flughafen sind. Beim einchecken funktioniert dann tatsächlich alles und wir halten unsere Tickets  in der Hand. Wir reisen mit American Airlines und dass haben wir nicht ganz durchdacht. Sicherheitskontrollen ohne Ende, sodass wir schon stark Zweifeln, dass wir unseren Flug noch erwischen. Leelas kleiner Rucksack – besser gesagt der Inhalt – erscheint dem Sicherheitspersonal verdächtig. Er wird noch einmal separiert und dann noch händisch untersucht. Die vielen kleinen Spielfiguren die Tharis und Leela von Sinja bekommen haben und die Puppe, haben im Röntgenbild ein gaaanz komisches Bild ergeben. Zumindest sind die Puppen jetzt auch mal geröngt worden. Jetzt werden wir schon aufgerufen und als letzte Passagiere steigen wir in den Flieger und ab geht’s.

1 Kommentar:

  1. Date: march, 11fs
    Time: 11:40pm ongoing

    WUSCH. Blogeintrag in einem Zug ausgelesen. Mit im Sog des Organisationschaos‘. Im Zeitraffer alles miterlebt. Atemlos sitz ich jetzt mit euch im Flieger und wunder mich, ob das alles, die ersten überhundert Tage wirklich wahr waren.



    What I did in the same period: Mit getarntem Gesicht in den Wäldern des Günser Gebirges, dem alpinen Stolz des Burgenlandes, mehrere Tage zugebracht. 5 Tage fühlen sich an wie 1 Monat; Chaos, Planung, wenig Schlaf, viel Anstrengung, Kameradschaft erlebt und mit dem Blackhawk heimgeflogen.

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