Warnung – dieser Blogeintrag enthält keine Fotos!
Nun lassen wir die auf Land und Leute bezogenen Berichte mal links liegen, ziehen gerade vorbei an kulturellen Erfahrungen und machen uns ein paar Gedanken über „das Reisen“.
Wir brauchen ja nicht gleich philosophisch werden – Die Bedeutung von diesem Wort findet ihr in Wikipedia, aber was heißt es nun für uns? Was waren unsere Erwartungen? Wie haben wir es bisher empfunden? Wer geht wem am meisten auf die Nerven wenn man sich 10m² Wohnfläche teilt?
Erstmal lagen wir mit unserer Grunderwartung nicht schlecht: Wir Reisen, wir sind nicht auf Urlaub. Wir leben – geplant ist fast ein Jahr lang – ein anderes Leben, mit Alltag und Gewohnheiten.
Routine – ja die gibt es.
Jeden Tag aufstehn um ca. 8 Uhr; Frühstücken bis ca. 9:30 Uhr; irgendwas unternehmen oder auch wieder weiter ziehen; Abendessen – wann immer möglich am Lagerfeuer und dann wieder schlafen um 11. Natürlich ist das nur die Kurzversion. Zur Routine gehört auch nachsehen, ob noch genug Milch im Kühlschrank ist und, nicht zu vergessen, Heidi – deren Geschichten fast bei jeder Fahrt aus den Lautsprecherboxen ertönen (Zum Glück können wir bei Rupert die Lautsprecherboxen vorne auf lautlos stellen;-). Mittlerweile gibt’s aber auch schon Lieder wie „Pinguine können nicht fliegen“ von Helge Schneider oder einige von Alf Poier die auf der Lieblingsplaylist der Kids stehen. Wenn die Kinder abends im Bett sind (meistens erst um ca. 10) sitzen Christine und ich dann noch bei einem Bier am Lagerfeuer, spielen Rummy im Bus, schreiben wieder ein paar Zeilen, sortieren Fotos, sprechen über mögliche Reiserouten, den vergangenen Tag, das Leben oder das grässliche Brot hier in Kanada.
Unterwegs mit Kindern:
Ja – wir machen doch tatsächlich solch eine Reise mit unseren Kindern (2 und 3 Jahre alt). Es war uns schon im Vorhinein klar, dass das kein Adventure-Sport-Klettern-Bergsteigen-Kajaking-Unternehmen werden wird. Unsere Kids sind super. Die Art und Weise wie sie einen langen Flug, mehrstündige Autofahrten, kalte Temperaturen, Regen wegstecken und trotzdem noch erträglich sind, ist echt bewundernswert. Unsere Aktivitäten sind natürlich den Kindern angepasst, trotzdem machen wir auch Sachen wo unsere Kinder hart gesagt „einfach durch müssen“. Es ist schon sehr ungewohnt wenn man plötzlich 24 Stunden am Tag als Familie zusammengespannt unterwegs ist, und es war gerade in der ersten Zeit nicht unbedingt einfach (Kinder krank, Camper suchen, usw.). Da lagen die Nerven teilweise schon ein bisschen blank. Zuhause hatten wir doch alle unsere „Privaträume“ wie Arbeit, Sport, die Kinder ihre Oma-Tage usw. Jetzt sind wir Rudeltiere – wenn sich einer von der Gruppe entfernt, läufts nicht mehr ganz so rund (für die Kinder zumindest). Unser Rupert ist im Moment unser Zuhause – wo auch immer er steht (mal in einer Forststrasse, mal auf einem Luxuscampingplatz). Sehr oft sind wir nicht länger als eine Nacht auf einem Platz, meistens wissen wir wenn wir los fahren nicht wo wir am Abend sein bzw. schlafen werden und für die Kinder ist das alles überhaupt kein Thema. Ständig verändert sich unsere Umgebung, bei jedem Stopp muss bzw. kann die direkte Nachbarschaft neu erkundet werden. Nach nun mehr als einem Monat unterwegs bemerken wir, das sich die Grenzen unserer „kleinen“ verändern. Sie wagen sich immer weiter weg, sprechen jeden an der vorbei kommt und antworten auf quasi alles mit „Yes“;-) Leela braucht immer ein bischen bis sie auftaut – aber sie ist ja auch erst 2. Ja – der Radius der Kinder wird immer größer, unserer bleibt den Kindern angepasst;)
Die Erleuchtung.
Waaaas? So mancher/manche Weitgereiste spricht oft von der Selbstfindung oder was auch immer. Wir konnten bisher noch nix in diese Richtung finden, – wie gesagt – wir haben ja die Routine;-) Die ständige Verantwortung für unsere Kinder (haben wir schon erwähnt dass die echt super coool drauf sind?) führt dazu, dass wir mit beiden Beinen voll am Boden, im Wasser oder auch im Gatsch bleiben. Hier und da sind wir mal für eine Stunde ein Pferd, der Opa von Lieselotte oder der Willi Opa. Tharis und Leela sind dann wieder ein bischen enttäuscht wenn wir dann doch wieder in die Rollen von Mama und Papa schlüpfen. Was wir aber schon bemerkt haben ist – die Zeit vergeht. Wow – das ist auch eine Erkenntnis oder? Die Tage fangen an zu verfliegen und wir bemerken es immer nur wenn wir wieder mal das Datum auf unserer Uhr checken. Gleichzeitig ist die Zeit auch das Wertvollste an dieser Reise – Zeit haben um ein interessantes Gespräch mit kurz zuvor Unbekannten, die man nur nach dem Weg fragen wollte, schon mal zwei bis drei Stunden dauern zu lassen, ohne das Gefühl zu haben, eigentlich weiter zu müssen. Zeit für einen kleinen Umweg, der wider Erwarten zu einem großen Erlebnis wird. Wann immer wir mit anderen Reisenden oder eigentlich Urlaubern sprechen, die sich in zwei bis vier Wochen Kanada ansehen „müssen“, sind wir über die Zeit, die wir haben, besonders froh!
„Asoisdes“ war, und ist hoffentlich auch noch lange unser treuer Reisebegleiter.
So, dass wär’s mal mit diesem etwas anderen Blogeintrag der das ganze Erlach-Abenteuer vielleicht ein bisschen ALLTÄGLICHER macht ;-)
Fragen? Wir werden versuchen einen Blogeintrag den FAQ´s (Frequently asked questions) zu widmen.